Das Jahr ist noch jung, und doch hatten aufmerksame Menschen in Deutschland und der Welt schon die Chance, zwei ganze Monate lang eine rauschende Mottoparty zu feiern. Zum Jahres­anfang ging es los mit 31 Tagen, die daran erinnern sollten, statt der profanen Currywurst gefälligst mal einen Seitan-Bratling in Röhrenform zu verspeisen. Viele Kantinen in Deutschland boten folgerichtig vegane Speisen an – für die Idee bekamen die Grünen einst mächtig auf die Sonnenblume im Parteilogo. Stichwort: Veggieday.

Es folgten 29 Tage, die im Zeichen des fairen Einkaufs von Kaffee, Schokolade oder Rosen standen. Nun, da Veganuary und Fairbruary Geschichte sind, stellt sich die Frage, wie es weitergeht. Auch den Rest von 2024 wollen wir mit wechselnden Oberthemen rumbringen. Und da ist so einiges vorstellbar, ob auf Deutsch, Englisch oder Denglisch.

Im gerade angebrochenen dritten Jahreszwölftel könnte man sich bewusst machen, wie wichtig es für den Kreislauf ist, Sport zu treiben. Herzlich Willkommen im Härz! Weiter geht es danach mit dem Papril, 30 Tagen, an denen endlich mal die Väter im Mittelpunkt stehen. Verachten sollte man auch nicht den neuen Wonnemonat namens Hai, den die Mottogemeinde dazu nutzen sollte, Fremde auf der Straße zu grüßen.

Im Sommer wird zunächst an die Rettung der globalen Thunfischbestände gedacht (Thuni), die Erfindung der Klimaanlage gewürdigt (Cooli) und schließlich die Hälfte der Weltbevölkerung gefeiert (Fraugust).

Der Preptember wiederum wäre eine gute Zeit, um die Vorräte an Wasserflaschen und Raviolidosen aufzu­stocken – die nächste Pandemie kommt bestimmt. Der Loktober wird unter der Schirmherrschaft von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) zum Monat des Bahnverkehrs umgewidmet, und im No-Vember wird endlich „Nein“-Sagen geübt.

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Die vier Wochen danach dienen schließlich dem, was auch schon vor der großen Motto­fizierung zum Ausklang eines Jahres dazu gehörte: Der Drehzember ist fortan ein sehr langer Moment, um innezuhalten und sein Leben umzukrempeln. So mancher dürfte dann auch darüber nachdenken, seine Ernährung umzustellen und fortan vielleicht vegan zu ­essen. Es könnte aber sein, dass dieser Vorsatz nur einen Monat hält. Schließlich kommt dann ja das nächste Motto aus der Kiste.

QOSHE - Wie wär’s mal mit dem Härz? - Martin Gropp
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Wie wär’s mal mit dem Härz?

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02.03.2024

Das Jahr ist noch jung, und doch hatten aufmerksame Menschen in Deutschland und der Welt schon die Chance, zwei ganze Monate lang eine rauschende Mottoparty zu feiern. Zum Jahres­anfang ging es los mit 31 Tagen, die daran erinnern sollten, statt der profanen Currywurst gefälligst mal einen Seitan-Bratling in Röhrenform zu verspeisen. Viele Kantinen in Deutschland boten folgerichtig vegane Speisen an – für die Idee bekamen die Grünen einst mächtig auf die Sonnenblume im Parteilogo. Stichwort: Veggieday.

Es folgten 29 Tage, die im Zeichen des fairen Einkaufs von Kaffee, Schokolade oder Rosen standen. Nun, da Veganuary und........

© Frankfurter Allgemeine


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