Geht es an den Börsen mit den Kursen wild rauf und runter und ist der Wert des Ersparten bedroht, löst dies Angst aus. Das führt bei Menschen immer zu einem Kampf- oder Fluchtreflex. Diesem in die eine oder andere Richtung rasch nachzugeben ist dann ein Kardinalfehler. Wer panisch alles auf den Markt wirft, nimmt oft die größten Verluste mit. Wer meint, sich nun der Situation entgegenstellen zu müssen, verfällt oft in planlose, hektische und letztlich nur teure Aktivität.

Das gilt besonders, wenn man sich auf Strategien mit Instrumenten einlässt, die man nicht beherrscht. Es geht dann nicht selten aus wie in einer Actionkomödie, in der sich der Kämpfer mit der eigenen Waffe k. o. schlägt – ist aber nicht so lustig.

Gegen den Einsatz von für Absicherungszwecke entworfenen Zertifikaten ist nichts einzuwenden, aber man muss wissen, was man tut. Das gilt doppelt für Profiinstrumente mit eigener Mathematik. Wer die nicht verstanden hat, zahlt am Ende drauf.

„Das bessere Teil der Tapferkeit ist Vorsicht“, sagt Falstaff in Shakespeares Drama Heinrich der IV., als er aus einem Duell davonkommt, weil er sich tot stellt. Nun ist Totstellen an der Börse oft auch ein Fehler – nämlich wenn man es sich nicht leisten kann. Leisten kann man es sich in der Regel mit einem langfristig ausgerichteten und ausreichend diversifiziertem Portfolio. Dies bietet ein ruhiges Leben – statt vermeintlich Ruhm und Ehre durch den raschen und riskanten Kursgewinn.

QOSHE - Vorsicht ist die bessere Tapferkeit - Martin Hock
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Vorsicht ist die bessere Tapferkeit

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18.04.2024

Geht es an den Börsen mit den Kursen wild rauf und runter und ist der Wert des Ersparten bedroht, löst dies Angst aus. Das führt bei Menschen immer zu einem Kampf- oder Fluchtreflex. Diesem in die eine oder andere Richtung rasch nachzugeben ist dann ein Kardinalfehler. Wer panisch alles auf den Markt wirft, nimmt oft die größten Verluste mit. Wer meint, sich nun der........

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