Wie hältst du es mit der AfD? Das ist für Journalisten nicht erst die Frage, seit der Verfassungsschutz in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen die Landesverbände als „gesichert rechtsex­trem“ einstuft. Die Partei zu „ächten“ oder zu ignorieren wäre zu einfach, Anlass zu Berichterstattung und Kritik bietet sie reichlich.

Im Umgang mit Kritik zeigt sie, dass sie von freier Presse nichts hält. Im Zweifel sperrt sie Reporter aus, wie etwa einen Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks, dem die bayerische AfD Hausverbot erteilte. Er habe sie beleidigt, sagt die Chefin der AfD-Fraktion, der BR-Informationsdirektor nennt das Verhalten der AfD einen Angriff auf die Pressefreiheit.

Die Recherchegruppe Correctiv wehrt sich derweil gegen juristische Attacken auf ihren Bericht über das Potsdamer Treffen, bei dem es um „Remigration“ gegangen sei. Der Jurist Ulrich Vosgerau erzielte vor Gericht einen Teilerfolg, weil ihm bescheinigt wird, er werde in einem Punkt falsch wiedergegeben, in zwei weiteren Punkten unterlag er. Ein Unternehmer, der vom Organisator der Potsdam-Runde als Spender genannt worden sein soll, muss hinnehmen, dass Correctiv ihn nennt.

Correctiv behauptet, die Recherche über den „Geheimplan“ zur Massenvertreibung von Menschen aus Deutschland bleibe unangetastet, Vosgeraus Anwalt sagt das Gegenteil. Man prüfe, in die nächste Instanz zu gehen. Correctiv meint, hier werde „Litigation PR“ betrieben, also juristisches Bohei, um vom Wesentlichen abzulenken.

Wobei Correctiv mit der Überinszenierung seiner Story zu so etwas eingeladen hat. Und in eigener Sache etwas lahm wirkt, etwa bei der Antwort auf die Frage des Journalisten Stefan Niggemeier von „Übermedien“, ob es, wie ein Bericht des Portals „Semafor“ nahelegte, eine (verbotene) Tonaufnahme vom Potsdamer Treffen gab. Correctiv verwies auf einen „Übersetzungsfehler“.

Die AfD gibt sich cool nach dem Motto: Wir machen gar kein Geheimnis aus unseren Plänen für „Remigration“.

Mario Voigt, der für die CDU in Thüringen die Landtagswahl gewinnen will, geht die Sache anders und die AfD direkt an. Mit AfD-Frontmann Björn Höcke liefert er sich seit Wochen eine scharfe Auseinandersetzung. Die beiden forderten sich zum TV-Duell heraus, zu dem es nun kommt: am 11. April um 19 Uhr auf Welt TV.

„CDU und AfD sind laut Umfragen die derzeit stärksten Parteien in Thüringen. Deshalb haben wir die Spitzenkandidaten Mario ­Voigt und Björn Höcke zum TV-Duell eingeladen“, sagt der Chefredakteur von Welt TV, Jan Philipp Burgard; auf unsere Frage, warum er das macht: „Aussagen kritisch zu hinterfragen, die nicht unseren eigenen Werten entsprechen, gehört zu unserer journalistischen Arbeit. Wir sind ein Nachrichtensender, aber verstehen uns auch als Debattenmedium.“

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Vielleicht gelingt im „Duell“, was in Talkshows nach Ansicht des Mainzer Journalistik-Professors Tanjev Schultz sonst nicht gelingt: zu zeigen, was es mit der AfD auf sich hat.

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Showdown mit Voigt und Höcke

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01.03.2024

Wie hältst du es mit der AfD? Das ist für Journalisten nicht erst die Frage, seit der Verfassungsschutz in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen die Landesverbände als „gesichert rechtsex­trem“ einstuft. Die Partei zu „ächten“ oder zu ignorieren wäre zu einfach, Anlass zu Berichterstattung und Kritik bietet sie reichlich.

Im Umgang mit Kritik zeigt sie, dass sie von freier Presse nichts hält. Im Zweifel sperrt sie Reporter aus, wie etwa einen Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks, dem die bayerische AfD Hausverbot erteilte. Er habe sie beleidigt, sagt die Chefin der AfD-Fraktion, der BR-Informationsdirektor nennt das Verhalten der AfD einen Angriff auf die Pressefreiheit.

Die Recherchegruppe Correctiv wehrt sich derweil gegen juristische Attacken auf ihren Bericht über das Potsdamer Treffen, bei........

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