So viel Aufbruchstimmung war seit Langem nicht mehr in Paris zu spüren. Der französische Präsident, dem es oft an politischem Gespür mangelte, hat mit der Ernennung Gabriel Attals einen Coup gelandet. Die Presse ist dem jungen Premierminister gewogen, in der Gunst seiner Landsleute steht er laut Umfragen weit oben. Frankreich bleibt sich treu, es liebt Superlative. Zum jüngsten Präsidenten gesellt sich nun der jüngste Premierminister. Die Krise der repräsentativen Demokratie, die Frankreich früher als Deutschland erfasste, hat den Jugendkult befördert. Der Wunsch, die oftmals korrupten politischen Eliten auszuwechseln, hatte Emmanuel Macron 2017 an die Macht gebracht. Der Erneuerungswunsch ist ungebrochen, wovon die Faszination für Attal zeugt. Doch Kometen am politischen Himmel verglühen oft schnell.

Attals politisches Profil ist so glatt, dass es selbst Marine Le Pen schwerfällt, ihn anzugreifen. Sie erwarte nichts von dem Neuen, lautete ihre nicht sehr originelle Kritik. Le Pen konnte lange für sich in Anspruch nehmen, dass der politische Nachwuchs auf der Rechten heranwächst. Die Behauptung verkörperte niemand besser als der 28 Jahre alte Vorsitzende des Rassemblement National (RN), Jordan Bardella. Le Pens Nachwuchsstar erhält mit Attal einen ebenbürtigen politischen Gegner, der moderne Kommunikationsmethoden genauso gut beherrscht wie er. Schon für den Europawahlkampf werden die Karten damit neu gemischt.

QOSHE - Ein pures Geschöpf der „Macronie“ - Michaela Wiegel
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Ein pures Geschöpf der „Macronie“

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11.01.2024

So viel Aufbruchstimmung war seit Langem nicht mehr in Paris zu spüren. Der französische Präsident, dem es oft an politischem Gespür mangelte, hat mit der Ernennung Gabriel Attals einen Coup gelandet. Die Presse ist dem jungen Premierminister gewogen, in der Gunst seiner Landsleute steht er laut Umfragen weit oben. Frankreich bleibt sich treu, es liebt........

© Frankfurter Allgemeine


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