Silvester ist ein schönes Fest – und jeder sollte es feiern dürfen, wie er will. Ob mit Alkohol oder nüchtern, ob mit Feuerwerkskörpern oder ohne. Denn zu Silvester gehört auch, dass man einiges aushält – die Knallerei, den Dreck auf den Straßen in den ersten Tagen des neuen Jahres. Wenn das hemmungslose Feiern an diesem Tag nicht erlaubt ist, wann denn dann? Doch auch das Hemmungslose hat seine Grenzen, und die sind ziemlich leicht zu ziehen.

Denn wenn Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte beschimpft und sogar tätlich angegriffen werden, dann ist das eine Entgrenzung, die an keinem der 365 Tage eines Jahres zu dulden ist. Jeder zweite ehrenamtliche Feuerwehrangehörige berichtet von Übergriffen, sei es in der Silvesternacht oder an einem anderen Tag. Warum tue ich mir das eigentlich an? Das könnten sich zu Recht alle Männer und Frauen fragen, die ihre Freizeit opfern, um anderen zu helfen.

Seit Jahren beklagen die, die es auf der Straße abkriegen, eine Enthemmung der Gewalt. Werden ihre Sorgen ernst genommen? Zu oft nicht. Aktuell ist die Lage wegen des Kriegs in Nahost zusätzlich aufgeheizt. Wenn schließlich etwas passiert, dann wird oft nur reflexhaft regiert, so wie vor einem Jahr, als die Gewalt in Berlin eskalierte. Man ist erschüttert und wütend, die einen fordern schärfere Gesetze, die anderen warnen vor der Vorverurteilung ganzer Migrantengruppen. Und ein Jahr später wiederholen sich die deprimierenden Debatten.

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Wie wäre es stattdessen damit: Wenn etwas passiert, dann muss das auch klar benannt werden. Ohne Zurückhaltung, ohne Übertreibung. Keine Scheu vor Ursachenforschung. Für den CDU-geführten Berliner Senat werden die Silvesternacht und die Tage danach deswegen zur Nagelprobe. Es darf kein Dunkelfeld geben, um etwa nicht „Wasser auf die Mühlen der AfD“ zu schütten. Denn es ist stattdessen genau dieses Dunkelfeld, in dem die Demokratieverachtung gedeiht. An Silvester und allen anderen Tagen.