Die Zahl der unerledigten Anfragen bei der Ausländerbehörde Frankfurt ist immer noch schwindelerregend hoch. Mehr als 20.000 liegen dort in den elektronischen Postfächern: unbeantwortet, unbearbeitet. In einer internationalen Stadt wie Frankfurt, in der zahlreiche Asylbewerber, Flüchtlinge, aber auch gut dotierte Fachkräfte aus dem Ausland bleiben möchten, ist absehbar keine Entlastung des zuständigen Amts in Sicht. Das ist ein Armutszeugnis für die Stadt.

In verschiedenen Ausschüssen, auch in der Stadtverordnetenversammlung, haben Vertreter fast aller Parteien immer wieder davon gesprochen, die Ausländerbehörde zu einem Willkommenszentrum machen zu wollen. Die erste Anlaufstelle für Menschen aus aller Welt, die in Frankfurt ihre Zelte aufschlagen wollen, solle sie mit freundlichem Entgegenkommen begrüßen.

Stattdessen: eine Hotline, die kaum zu erreichen ist, ein Onlinekontaktformular, das für viele eine technische Hürde darstellt. Erst wenn sie bezwungen ist, können persönliche Termine mit Sachbearbeitern vereinbart werden. Willkommenskultur sieht anders aus.

Das liegt nicht an den Mitarbeitern der Behörde, die einem unzumutbaren Dauerstress ausgesetzt sind, die sich mit ständig verändernden Rechtsgrundlagen ihrer Arbeit auseinandersetzen müssen und die den Unmut der wartenden Antragsteller über sich ergehen lassen müssen. Die Stadt Frankfurt kann nichts an den gesetzlichen Voraussetzungen ändern, aber sie muss dringend den Personalschlüssel in der Behörde ändern, der nicht mehr die deutlich gestiegene Zahl der Ausländer in der Stadt berücksichtigt.

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Die Ausländerbehörde ist ein Aushängeschild der Stadt, ist das Nadelöhr, durch das alle müssen, die nicht nur als Touristen zu uns kommen. Es ist unerträglich, dass die Römerkoalition in Zeiten, in denen Fachkräfte auch aus dem Ausland so dringend gebraucht werden, keinen Weg sieht, das Personal in der Behörde zeitnah aufzustocken. Auf die Verabschiedung des Doppelhaushalts 2024/25 zu warten kann keine Lösung sein.

Die allgemeine Stellenreserve der Stadt müsste dringend aufgestockt werden. Und kurzfristig sollten mit hoher Priorität zudem Mittel für Zeitarbeitskräfte frei gemacht werden. Wenn es die Römerkoalition ernst meint mit der Willkommenskultur, dann muss die Ausländerbehörde auf der Agenda endlich nach oben geschoben werden.

QOSHE - Armutszeugnis für Frankfurt - Monika Ganster
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Armutszeugnis für Frankfurt

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23.12.2023

Die Zahl der unerledigten Anfragen bei der Ausländerbehörde Frankfurt ist immer noch schwindelerregend hoch. Mehr als 20.000 liegen dort in den elektronischen Postfächern: unbeantwortet, unbearbeitet. In einer internationalen Stadt wie Frankfurt, in der zahlreiche Asylbewerber, Flüchtlinge, aber auch gut dotierte Fachkräfte aus dem Ausland bleiben möchten, ist absehbar keine Entlastung des zuständigen Amts in Sicht. Das ist ein Armutszeugnis für die Stadt.

In verschiedenen Ausschüssen, auch in der Stadtverordnetenversammlung, haben Vertreter fast aller Parteien immer wieder davon gesprochen, die Ausländerbehörde zu einem Willkommenszentrum machen........

© Frankfurter Allgemeine


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