Es ist sicher nicht das erste Mal, dass eine zugespitzte Schlagzeile für Unmut sorgt. Doch die Aussage, dass mangelhafte Sprachkenntnisse ausländischer Mediziner ein massives Problem darstellten und letztlich für Patienten in Deutschland zu lebensgefährlichen Missverständnissen führen könnten, wollten syrische Ärzte nicht unkommentiert lassen. Denn die sehr all­gemein gehaltene Kritik über Verständigungsschwierigkeiten, die Jürgen Hoffart, Hauptgeschäftsführer der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, in einem Beitrag der Funke Me­diengruppe geäußert hatte, verbreitete sich sogar international. Die syrischen Mediziner, und letztlich wohl nicht nur sie, fühlten sich diskreditiert.

Allein in Hessen haben 4403 Ärztinnen und Ärzte keinen deutschen Pass, das sind etwas mehr als 13 Prozent aller Mediziner, Tendenz steigend. Dass Sprache eine der höchsten Hürden auf dem Weg der Inte­gration ist, ist unbenommen. Daher stellen auch fast alle Landesärztekammern seit etwa zehn Jahren höhere Anforderungen an die Fachsprachenprüfungen ausländischer Me­diziner. Je nach Bundesland fällt beim ersten Mal bis zur Hälfte von ihnen durch, was, nebenbei bemerkt, ein Zeichen dafür ist, dass die Approbationen nicht wie Bonbons im Karneval verteilt werden. In Hessen bestehen zwei von drei ausländischen Ärzten die Prüfung auf Anhieb.

Die Stellungnahme der syrischen Ärzte spricht für ein gewachsenes Selbstvertrauen, mit dem Fachkräfte aus dem Ausland sich zusammenschließen und ihre Interessen vertreten. Ihre Forderung verlangt von anderen weder Geld noch Arbeit, sondern schlicht Respekt. Respekt vor der Lebensleistung von Leuten, die viel Zeit und Energie nicht nur in ihr Fachwissen, sondern auch in den Spracherwerb investieren, die sich ein Leben in Deutschland aufbauen, die sich hier integrieren wollen.

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Ausländische Ärzte verdienen Respekt

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16.03.2024

Es ist sicher nicht das erste Mal, dass eine zugespitzte Schlagzeile für Unmut sorgt. Doch die Aussage, dass mangelhafte Sprachkenntnisse ausländischer Mediziner ein massives Problem darstellten und letztlich für Patienten in Deutschland zu lebensgefährlichen Missverständnissen führen könnten, wollten syrische Ärzte nicht unkommentiert lassen. Denn die sehr all­gemein gehaltene Kritik über Verständigungsschwierigkeiten, die Jürgen Hoffart, Hauptgeschäftsführer der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, in einem Beitrag der Funke Me­diengruppe geäußert hatte, verbreitete sich sogar........

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