Symmetrisch kann man den Angriff nicht nennen, den Iran in der Nacht auf Sonntag gegen Israel führte. Wenn es dem Teheraner Regime nur um eine Vergeltung für den (mutmaßlich) israelischen Schlag auf eine Konsulargebäude in Syrien gegangen wäre, dann hätte es irgendwo eine israelische Auslandsvertretung angreifen müssen.

Khamenei wollte aber ganz offensichtlich ein deutliches Signal der Abschreckung an Israel senden und dem heimischen Publikum Tatkraft demons­trieren.

Nur die erstklassige Flugabwehr der Israelis hat mit der Hilfe von Partnern größeren Schaden verhindert. Wenige andere Länder hätten einen Großangriff mit Hunderten Drohnen, Marschflugkörpern und ballistischen Raketen so glimpflich überstanden.

Die Iraner dürften das durchaus in ihr Kalkül einbezogen haben, sonst hätten sie die Sache nicht gleich für erledigt erklärt. Aber ganz so einfach ist es nicht. Dass ein Land sich gut verteidigen kann, macht einen solch massiven Angriff nicht weniger verwerflich. Iran hat sich nach einer langen Phase, in der es durch seine Schattenarmeen handelte, aus der Deckung gewagt und seinem Israelhass Lauf gelassen.

Das schafft für die Führung in Jerusalem eine schwierige Lage: Kurzfristig wäre es klüger, sich auf die Hamas und Gaza zu konzentrieren, statt in einen Mehrfrontenkrieg in der gesamten Region einzusteigen. Mittel- bis langfristig wird Israel aber nicht mit der ständigen Gefahr aus Iran leben wollen, vor allem dann nicht, wenn noch Atomwaffen hinzukommen könnten.

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Auch der Westen sollte nicht zusehen, wie Iran in Putin’scher Manier ein anderes Land aus der Luft beschießt (und nebenbei Handelsschiffe kapert). Gerade Biden muss aufpassen, welche Signale er nun sendet. Dass er im Wahlkampf keinen Krieg gegen Iran will, liegt auf der Hand. Aber bei den Sanktionen sollte es zumindest keine Zugeständnisse mehr geben.

Das Wochenende hat noch einmal auf dramatische Weise gezeigt, wie existenziell die Bedrohung ist, der Israel ausgesetzt ist. Das wird selbst in Deutschland oft übersehen.

QOSHE - Eine existenzielle Bedrohung für Israel - Nikolas Busse
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Eine existenzielle Bedrohung für Israel

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14.04.2024

Symmetrisch kann man den Angriff nicht nennen, den Iran in der Nacht auf Sonntag gegen Israel führte. Wenn es dem Teheraner Regime nur um eine Vergeltung für den (mutmaßlich) israelischen Schlag auf eine Konsulargebäude in Syrien gegangen wäre, dann hätte es irgendwo eine israelische Auslandsvertretung angreifen müssen.

Khamenei wollte aber ganz offensichtlich ein deutliches Signal der Abschreckung an Israel senden und dem heimischen Publikum Tatkraft demons­trieren.

Nur die erstklassige Flugabwehr der Israelis hat mit der Hilfe von Partnern größeren Schaden........

© Frankfurter Allgemeine


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