Steffen Tröster stand am Samstag exemplarisch für die Emotionen, die Bo Henriksen beim FSV Mainz 05 geweckt hat. Gemeinhin ein ruhiger, sachlicher Typ, schoss der Physiotherapeut nach dem Schlusspfiff der Partie gegen den FC Augsburg wie ein geölter Blitz als erster auf den Rasen, um den 1:0-Erfolg mit den Spielern zu bejubeln, die zuvor leidenschaftlich um den zweiten Saisonsieg gekämpft hatten.

Henriksen wirkt – dieses Fazit lässt sich nach den ersten Tagen des Dänen am Bruchweg ziehen. Dem 49-Jährigen ist es gelungen, die Begeisterung für seine Aufgabe, den Glauben ans Team, auf seine Akteure zu übertragen. Gepaart mit Pressingfußball, wie ihn die Mainzer seit den Zeiten von Jürgen Klopp lieben, war dies die Basis für den Sieg, mit dem sich die 05er dem Relegationsplatz wieder bis auf einen Punkt genähert haben.

Der Vergleich des Bundesliganeulings mit Klopp, dem Weltklassetrainer, ist ein Griff in ein hohes Regal. Doch wer Henriksen in den vergangenen Tagen bei seinen beiden Pressekonferenzen erlebte, wer ihn beobachtete, wie er kurz vor dem Anpfiff seine Spieler puschte, wie er sie während der Partie coachte und sie hinterher in den Arm nahm, ihnen begeistert auf den Rücken schlug, kam nicht umhin, Parallelen zum in Mainz großgewordenen Klopp zu entdecken.

Sportvorstand Christian Heidel hatte als Nachfolger des glücklosen Jan Siewert „einen Emotionstypen“ gesucht, der die Köpfe freibekommt. In Henriksen scheint er ihn gefunden zu haben.

Ein Anfang ist gemacht, viel Begeisterung geschürt. Der Weg zum Klassenverbleib dürfte bei jetzt 15 Punkten dennoch lang und steinig werden. Henriksens Ansprachen und seine Überzeugungskraft werden auf diesem Weg ein wichtiges Element bleiben, alleine damit werden sich die Gegner auf Dauer nicht bezwingen lassen.

Dafür bedarf es neben dem „Powerfußball“, den der Trainer schon jetzt zum Mittel erkoren hat, um am Freitagabend (20.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-Bundesliga und bei DAZN) bei Bayer Leverkusen zu bestehen, spätestens dann taktischer Varianten, wenn sich die Konkurrenten auf die neue alte Mainzer Gangart eingestellt haben.

Mehr zum Thema

1/

1:0 gegen FC Augsburg : Die Power ist zurück bei Mainz 05

2:1 in Heidenheim : Leverkusen setzt die Bayern unter Druck

Der neue Mainzer Trainer : Jürgen Klopp auf Dänisch

In Zürich hat Henriksen in der vorigen Saison bewiesen, dass er weiß, worauf es im Nichtabstiegskampf ankommt, sein Erfolg war keine Eintagsfliege. Das lässt die Mainzer hoffen und daran glauben, dass ihm dies auch in der Bundesliga gelingt.

QOSHE - Henriksen wirkt bei Mainz 05 - Peter H. Eisenhuth
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Henriksen wirkt bei Mainz 05

19 0
19.02.2024

Steffen Tröster stand am Samstag exemplarisch für die Emotionen, die Bo Henriksen beim FSV Mainz 05 geweckt hat. Gemeinhin ein ruhiger, sachlicher Typ, schoss der Physiotherapeut nach dem Schlusspfiff der Partie gegen den FC Augsburg wie ein geölter Blitz als erster auf den Rasen, um den 1:0-Erfolg mit den Spielern zu bejubeln, die zuvor leidenschaftlich um den zweiten Saisonsieg gekämpft hatten.

Henriksen wirkt – dieses Fazit lässt sich nach den ersten Tagen des Dänen am Bruchweg ziehen. Dem 49-Jährigen ist es gelungen, die Begeisterung für seine Aufgabe, den Glauben ans Team, auf seine Akteure zu übertragen. Gepaart mit Pressingfußball,........

© Frankfurter Allgemeine


Get it on Google Play