Endlich mal ein Fußballmeister, der nicht Bayern München heißt. Das hatten sich nach elf Jahren Monotonie viele Fans gewünscht, zumindest jene, die ihr Haupt nicht in rot-weiß-roter Wäsche betten. Ein Meister, der nicht Bayern München heißt, das schien die Garantie von Dramatik und Spannung bis zur letzten Spielminute zu sein – also so wie in der vergangenen Saison, nur mit einem anderen Ausgang. Der Meister wird diesmal hochwahrscheinlich tatsächlich nicht FC Bayern heißen, das lässt sich risikofrei vorhersagen. Aber Spannung? Dramatik? Die Saison ist in der Titelfrage so langweilig wie lange nicht mehr.

Bayer Leverkusen zieht so einsam und überlegen seine Kreise, dass die offenkundige Schwäche der Bayern gar nicht so entscheidend ist. Und erschreckt stellen wir obendrein fest, dass die Münchner in der Vergangenheit gar nicht so gut waren, wie wir alle glaubten. Diese 73 Punkte, die sich Leverkusen bislang erspielt hat, haben auch die Bayern in all den Jahren ihrer Alleinherrschaft nur ein einziges Mal zu diesem Zeitpunkt getoppt – in der Saison 2013/14, als Pep Guardiola das Sagen hatte und die Münchner auf 77 Zähler (und am Saisonende auf 90) kamen.

Aktuell liegt Leverkusen 13 Punkte vor den Bayern – auch einen solchen Vorsprung hat der Rekordmeister seit der Saison 2012/13 nach 27 Spieltagen nur zweimal übertreffen können: natürlich in der Guardiola-Wundersaison mit 25 Punkten vor Borussia Dortmund. Und dann noch einmal im Spieljahr 2017/18, und nun müssen Schalker Fans ganz tapfer sein. Ihre Lieblinge hatten damals 21 Punkte Rückstand – und ja, als Tabellenzweiter.

Wie gut also ist Leverkusen? Zu gut derzeit für die Bundesliga, zu gut wohl auch für die Pokalrunde. Das Finale wird in diesem Jahr etwas unter mangelnder Aufmerksamkeit leiden, auch wenn das nun Empörung in der Pfalz hervorrufen wird. Der Spannungsbogen fehlt aber ziemlich, denn ernsthaft glaubt ja niemand, dass der abstiegsgefährdete Zweitligaklub aus Kaiserslautern den bislang unbesiegten desi­gnierten Meister irgendwie gefährden könnte. Selbst die eigenen Gesetze, die der Pokal für sich beansprucht, werden die Fußballwelt in Berlin nicht aus den Angeln heben können.

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Was bleibt also? Die spannende Frage, ob es Leverkusen tatsächlich schafft, eine ganze Saison ohne Niederlage zu bleiben. Und ob es drei Tage vor dem Pokalfinale zu einer Partie kommen wird, die ganz Deutschland elektrisieren würde. Denn am 22. Mai könnte Leverkusen im Fall der Fälle im Finale der Europa League auf den FC Liverpool treffen, und es wäre das letzte Spiel von Jürgen Klopp mit den Reds. Und möglicherweise spielt der deutsche Meister dann gegen den englischen Champion. Mehr Wunschfinale ginge nicht. Aber wem drückt man dann bloß die Daumen?

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Bitte ein furioses Finale!

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06.04.2024

Endlich mal ein Fußballmeister, der nicht Bayern München heißt. Das hatten sich nach elf Jahren Monotonie viele Fans gewünscht, zumindest jene, die ihr Haupt nicht in rot-weiß-roter Wäsche betten. Ein Meister, der nicht Bayern München heißt, das schien die Garantie von Dramatik und Spannung bis zur letzten Spielminute zu sein – also so wie in der vergangenen Saison, nur mit einem anderen Ausgang. Der Meister wird diesmal hochwahrscheinlich tatsächlich nicht FC Bayern heißen, das lässt sich risikofrei vorhersagen. Aber Spannung? Dramatik? Die Saison ist in der Titelfrage so langweilig wie lange nicht mehr.

Bayer Leverkusen zieht so einsam und überlegen seine Kreise, dass die offenkundige Schwäche der Bayern gar nicht so entscheidend ist. Und erschreckt........

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