Die Federal Reserve glaubt weiterhin, dass die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Jahr drei Leitzinssenkungen rechtfertigt. Dies geht aus den Projektionen der Zentralbanker hervor, die am Mittwoch zusammen mit der geldpolitischen Entscheidung veröffentlicht wurden, die Leitzinsen in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent zu belassen.

Die etwas positiver als erwartet ausgefallene Stimmung nach der Pressekonferenz von Fed-Chef Jerome Powell beflügelte die Aktienkurse. Powell ist es seit Jahresbeginn gelungen, die an den Finanzmärkten stark geschürten Erwartungen an rasche Zinssenkungen mit kühler Rhetorik zu dämpfen.

Aus guten Gründen. Denn die Lage für die Geldpolitik ist heikel, weil sowohl das Inflationsrisiko leicht gestiegen ist als auch das Rezessionsrisiko. Deshalb ist Abwarten und genaues Beobachten der Daten keine schlechte Strategie. Das kann sich die Fed erlauben, weil die amerikanische Volkswirtschaft allen Unkenrufen zum Trotz mit den hohen Zinsen gut zurechtkommt.

Dass die nächste Zinssetzung schon im Mai kommt, glaubt deshalb kaum noch einer der maßgeblichen Analysten. Juni, September und Dezember gelten nun als die möglichen Termine für eine geldpolitische Lockerung. Im Oktober kurz vor der Präsidentschaftswahl werden nach allgemeiner Erwartung die Leitzinsen nicht angerührt.

Ein robuster Arbeitsmarkt und ein Nachlassen der Inflation im vergangenen Jahr prägten die jüngste Entscheidung der Zentralbanker ebenso wie die Feststellung, dass die Inflation immer noch oberhalb der Zielmarke der Fed liegt. Den Zentralbankern fehlt nach eigenen Angaben die letzte Sicherheit, dass sich die Inflation jetzt schon beständig Richtung Zielmarke bewegt.

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Die Inflation im Februar habe über den Erwartungen gelegen, auch wenn sie mit 2,8 Prozent nicht erschreckend hoch gewesen sei, sagte Powell. Doch die jüngsten Daten hätten nicht an der Grundauffassung geändert, dass sich die Inflation auf einer gelegentlich holprigen Straße graduell Richtung zwei Prozent bewege. Weder hätten die Zentralbanker die niedrigen Inflationsraten in den letzten Monaten des Jahres 2023 ausgiebig gefeiert noch würden sie jetzt angesichts leicht verschlechterter Inflationswerte überreagieren , hob Powell hervor. Das klingt vernünftig.

Beruhigend ist auch, dass sich Powell nicht von demokratischen Politikern beirren ließ, die abermals Leitzinssenkungen mit der Begründung forderten, die hohen Zinsen gefährdeten unter anderem notwendige Klimainvestitionen. Die Quintessenz von Powells Botschaft lautete: „Bei allem Respekt: Wir machen unseren Job, die Politiker machen ihren Job“. Tatsächlich präsentiert sich die Wirtschaft in einer so guten Verfassung, dass die Notenbanker nun prognostizieren, dass die US-Wirtschaft in diesem Jahr um 2,1 Prozent wachsen wird, statt nur um 1,4 Prozent, wie noch im Dezember angenommen.

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21.03.2024

Die Federal Reserve glaubt weiterhin, dass die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Jahr drei Leitzinssenkungen rechtfertigt. Dies geht aus den Projektionen der Zentralbanker hervor, die am Mittwoch zusammen mit der geldpolitischen Entscheidung veröffentlicht wurden, die Leitzinsen in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent zu belassen.

Die etwas positiver als erwartet ausgefallene Stimmung nach der Pressekonferenz von Fed-Chef Jerome Powell beflügelte die Aktienkurse. Powell ist es seit Jahresbeginn gelungen, die an den Finanzmärkten stark geschürten Erwartungen an rasche Zinssenkungen mit kühler Rhetorik zu dämpfen.

Aus guten Gründen. Denn die Lage für die Geldpolitik ist heikel, weil sowohl das Inflationsrisiko leicht gestiegen ist als auch das........

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