Nach einer positiven Nachricht über die Frankfurter Zeil musste man zuletzt lange suchen. Die Fußgängerzone gehört zwar nach wie vor zu den am besten besuchten Einkaufsstraßen in Deutschland. Doch die vielen Insolvenzen und die Strukturkrise im Modehandel, der angesichts des Onlinehandels keine riesigen Geschäftshäuser mehr braucht, haben der Straße in den vergangenen Jahren zu schaffen gemacht. Markante Immobilien stehen seit Langem leer, vor allem Richtung Konstablerwache ist die Fußgängerzone zuletzt regelrecht verkommen.

Nun gibt es endlich erste Aufbruchsignale. Peek & Cloppenburg will seine Filiale an der Zeil, mit knapp 17.000 Quadratmeter Verkaufsfläche die größte des Unternehmens, umbauen zu einem Haus mit einer gemischten Nutzung, die nicht nur den üblichen Mix aus Einzelhandel, Büros und Wohnen vorsieht, sondern als Herzstück auch eine Multifunktionshalle, Apartments und ein Boutiquehotel. Geprüft werden soll im Zuge eines Architekturwettbewerbs außerdem, ob sich eine zweizügige Grundschule integrieren lässt. Sie wird in der Innenstadt dringend gebraucht.

Das Konzept klingt nach einem gut durchdachten und wohl auch mit der Stadtverwaltung einvernehmlich besprochenen Plan. Ein Hotel, wie es auch für die Karstadt-Immobilie im Gespräch ist, und eine Sporthalle für Vereine würde ein anderes Publikum an die Zeil bringen und wieder für eine bessere soziale Durchmischung sorgen. Und überhaupt wäre die Fußgängerzone wieder lebendiger, auch nach Geschäftsschluss.

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Das ist dringend nötig. Während der Corona-Pandemie, als Geschäfte monatelang geschlossen waren, hat sich gezeigt, wie ungut die Konzen­tration nur einer Branche in den Innenstädten ist. Einkaufsmeilen wie die Zeil verkamen zu Geisterstraßen. Auch eine Grundschule ist vor diesem Hintergrund wohlwollend zu prüfen. Die Lage könnte nicht besser sein. Der Standort ist vom Verkehr her mit U-Bahn, S-Bahn und Straßenbahn hervorragend erschlossen.

Schon melden sich erste besorgte Stimmen und malen eine Drogen-Gefahr für die Kinder an die Wand. In der Tat liegt die Zeil nicht im behüteten West- oder Nordend. Aber die Einkaufsstraße liegt auch nicht im Bahnhofsviertel. Außerdem wird der Umbau ebenso wie alle weiteren Investitionen, die absehbar sind – auch der Gebäuderiegel, in dem die Kette Zara vor gut drei Jahren ausgezogen ist, wird jetzt angepackt –, zu einer Aufwertung der Straße führen. Und am Ende ist jede Grundschule und jedes Hotel vernünftiger als noch ein Pop-up-Handelskonzept, bei dem keine Miete fließt.

QOSHE - Eine Grundschule im Modehaus – warum nicht? - Petra Kirchhoff
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Eine Grundschule im Modehaus – warum nicht?

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28.02.2024

Nach einer positiven Nachricht über die Frankfurter Zeil musste man zuletzt lange suchen. Die Fußgängerzone gehört zwar nach wie vor zu den am besten besuchten Einkaufsstraßen in Deutschland. Doch die vielen Insolvenzen und die Strukturkrise im Modehandel, der angesichts des Onlinehandels keine riesigen Geschäftshäuser mehr braucht, haben der Straße in den vergangenen Jahren zu schaffen gemacht. Markante Immobilien stehen seit Langem leer, vor allem Richtung Konstablerwache ist die Fußgängerzone zuletzt regelrecht verkommen.

Nun gibt es endlich erste Aufbruchsignale. Peek & Cloppenburg will seine Filiale an der Zeil, mit knapp 17.000 Quadratmeter Verkaufsfläche die größte........

© Frankfurter Allgemeine


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