Erst die Corona-Krise, dann der Krieg in der Ukraine und die hohe Inflation – schon im vergangenen Jahr waren die Aussichten auf das Weihnachtsgeschäft, das für viele Händler die wichtigste Zeit des Jahres ist, keineswegs rosig. Die Hoffnung auf eine sinkende Inflation damals hat sich nicht erfüllt, und nun gibt es einen weiteren Krieg. Zudem eine Haushaltskrise in Berlin, deren Folgen für jeden Einzelnen noch nicht abzusehen sind. Das alles – nicht zu vergessen das trübe Wetter mit viel Regen in den vergangenen Wochen – drückt auf die Kauflaune. Und so wundert es nicht, dass die hessischen Einzelhändler in diesem Jahr pessimistischer als sonst um diese Zeit auf das Weihnachtsgeschäft blicken.

Nach Abzug der Preissteigerung wird ein Umsatzminus in Höhe von 5,5 Prozent erwartet. Nicht nur traditionelle Ladengeschäfte leiden unter der schlechten Konsumstimmung, auch in Online-Shops ist weniger los. Zwar müssen Verbraucher für Energie längst nicht mehr so viel zahlen wie vor einem Jahr, dennoch müssen viele Verbraucher den Euro inzwischen zweimal umdrehen.

Dass die Gewerkschaft Verdi ausgerechnet am Black Friday, an dem auch Geschäfte in der Stadt mit hohen Rabatten locken, Beschäftigte zu einem Streik in der Frankfurter Innenstadt aufgerufen hat, geschieht nicht ohne Grund. Im Einzelhandel, der seine Mitarbeiter vor allem in Teilzeit beschäftigt, kommen viele mit den niedrigen Gehältern nicht mehr über die Runden.

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Auf der anderen Seite wächst eine junge Käuferschicht heran, die bewusster konsumiert als die Vorgänger-Generation, die an Weihnachten lieber einen Kochkurs verschenkt als einen Kochtopf und lieber gebraucht kauft als neu. Das sind Wünsche, die bisher vor allem Online-Plattformen erfüllen.

Das heißt nicht, dass kein Geld mehr ausgegeben wird. Doch im Zweifel wird es in die nächsten Urlaubsflug investiert statt in die neue Sofagarnitur, wie die jüngsten Rekordgewinne der Fluggesellschaften zeigen. Auch sind viele Cafés und Restaurants weiterhin gut besucht. Wer am vergangenen Sonntag einen Kaffee in der Frankfurter Innenstadt trinken wollte, musste lange suchen. Die Stadt war proppenvoll.

Die Weihnachtsmärkte, die jetzt überall beginnen, werden die Schlagzahl in den Einkaufsstraßen erhöhen. Das ist gut so. Noch besser, wenn die Besucher nach dem Glühwein-Umtrunk auch noch in ein Ladengeschäft hineinschauen. Schließlich haben es die Konsumenten selbst in der Hand, wie bunt und lebendig die Innenstädte in Zukunft sein werden.

QOSHE - Getrübte Vorfreude - Petra Kirchhoff
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Getrübte Vorfreude

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24.11.2023

Erst die Corona-Krise, dann der Krieg in der Ukraine und die hohe Inflation – schon im vergangenen Jahr waren die Aussichten auf das Weihnachtsgeschäft, das für viele Händler die wichtigste Zeit des Jahres ist, keineswegs rosig. Die Hoffnung auf eine sinkende Inflation damals hat sich nicht erfüllt, und nun gibt es einen weiteren Krieg. Zudem eine Haushaltskrise in Berlin, deren Folgen für jeden Einzelnen noch nicht abzusehen sind. Das alles – nicht zu vergessen das trübe Wetter mit viel Regen in den vergangenen Wochen – drückt auf die Kauflaune. Und so wundert es nicht, dass die hessischen Einzelhändler in diesem Jahr pessimistischer als sonst um diese Zeit auf das........

© Frankfurter Allgemeine


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