Im Jahr 1968 fuhren An­dreas Baader, Gudrun Ensslin, Thorwald Proll und Horst Söhnlein mit selbst gebauten Brandsätzen nach Frankfurt. Die Brände in zwei Kaufhäusern in der Nacht auf den dritten April gelten als Geburtsstunde des linken Terrorismus in der Bundesrepublik. Es war das Vorspiel für die Bomben und die Morde der RAF.

Auch in diesen Tagen, sogar schon seit einigen Jahren, brennt es in Deutschland. Seit 2011 verüben die linksextremen „Vulkangruppen“ Brandanschläge in Berlin. Sie zünden Firmenfahrzeuge an, Kabelschächte an Bahntrassen, Funkmasten. Der jüngste Anschlag galt einem Strommast bei Tesla. Es entstand laut Tesla ein Schaden „im hohen neunstelligen Bereich“. Erleben wir gerade wieder ein Vorspiel für Bomben und Morde?

Fest steht, dass es im linksextremen Milieu noch immer große Sympathien für die RAF-Terroristen und ihre Verbrechen gibt. Seit der Festnahme von Klette wird dies unverhohlen auf den Straßen der linken Stadtviertel gezeigt. Die „Vulkangruppen“ und anderen Gruppierungen belassen es aber nicht bei Sympathiebekundungen, sondern schreiten längst zur Tat.

Das beschränkt sich nicht auf zerstochene SUV-Reifen oder Brandanschläge auf die kritische Infrastruktur, bei denen in Kauf genommen wird, dass Menschen zu Schaden kommen. Immer häufiger werden Menschen direkt zu Zielscheiben der linken Gewalttäter. So wurden Adressen von AfD-Politikern veröffentlicht mit der Aufforderung, ihnen solle „das Leben zur Hölle“ gemacht werden. Immer wieder wird zur Jagd auf „Nazis“ aufgerufen.

Dabei ist es Willkür, wer von den Linksextremisten als Faschist betrachtet wird. Oftmals sind es einfach alle, die nicht so denken wie sie. Die Gruppe von Lina E., auch sie ist mittlerweile eine Symbolfigur der Szene, ging dann tatsächlich auf Menschenjagd.

Das Bundeskriminalamt stellte in diesem Zusammenhang fest, dass ein derartig professionelles Vorgehen bei Linksextremisten „letztmalig zu Zeiten der RAF feststellbar“ gewesen sei. Das deckt sich mit der Einschätzung des Verfassungsschutzes, der von europaweit vernetzten Kleingruppen spricht, die konspirativ und arbeitsteilig Straf- und Gewalttaten begehen.

Bei ungehindertem Fortgang, so warnen die Verfassungsschützer, könnte es zu einer Entwicklung hin zu terroristischen Strukturen kommen. Und als Vorbild dient natürlich die RAF, wie Thüringens Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer gerade erst betont hat.

Eine neue linke Terrorgruppe ist also nicht unwahrscheinlich, ganz im Gegenteil – und es ist davon auszugehen, dass es eine grün gefärbte Terrorgruppe wäre, die ihre Taten zumindest auch mit dem Kampf gegen den Klimawandel begründen würde. Die „Vulkangruppen“ haben das nach ihrem jüngsten Anschlag schon getan. Sie behaupten, sie gingen gegen eine imperiale und zerstörerische Lebensweise vor, die sich der Erde bediene und sie täglich vergewaltige.

Es wird nicht mehr nur der Antifaschismus benutzt, um Sympathien außerhalb der eigenen Szene zu erzeugen, sondern auch der Klimaschutz.

Längst lässt sich nicht mehr zwischen radikalen Klimaschützern, die von gesprengten Pipelines träumen, und gewalttätigen Linksextremisten unterscheiden, die Strommasten in Brand setzen oder Mitarbeiter von Immobilienfirmen angreifen. Sie gehören zu einem Milieu.

Es ist im Übrigen auch das Milieu, in dem der Israelhass gepflegt wird, der sich in jüngster Zeit an Universitäten und anderenorts gezeigt hat. Bestes Beispiel dafür ist Greta Thunberg, die nicht nur Klimaaktivistin, sondern auch Hamas-Aktivistin ist.

Viele Politiker und Medien des linken Spektrums weigern sich immer noch, diese Entwicklung ernst zu nehmen oder überhaupt anzuerkennen. Man setzt sich lieber für die Freiheit von Gewalttätern wie Lina E. ein, beklagt Härte statt Vernunft im Fall Klette und romantisiert die Szeneschwerpunkte in Berlin, Hamburg und Leipzig. Da wird von Freiräumen gefaselt, obwohl es nur rechtsfreie Räume sind und schon seit Langem die Hochburgen der gewalttätigen Linken.

Aber man lässt sie gewähren und drückt das linke Auge zu, weil man augenscheinlich mit den Zielen sympathisiert. Anders ist es nicht zu erklären, dass es beispielsweise Rückzugsorte wie die Rote Flora oder die Rigaer Straße überhaupt noch gibt.

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Man würde sich wünschen, dass das linksgrüne Milieu sich über die Linksextremisten ebenso echauffiert wie über protestierende Bauern. Aber während man bei den Bauern die Demokratie in Gefahr sieht, wird bei linken Gewalttätern meist nur geschwiegen. Dabei geht von diesen eine äußerst reale Gefahr aus.

Leider ist aber zu befürchten, dass auch der Anschlag der „Vulkangruppen“ nicht für ein Umdenken sorgt. Und irgendwann könnte es dann zu spät sein und der Terror da. Manche Sympathisanten würde wahrscheinlich nicht einmal das stören.

QOSHE - Die neuen Linksterroristen - Philip Eppelsheim
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Die neuen Linksterroristen

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08.03.2024

Im Jahr 1968 fuhren An­dreas Baader, Gudrun Ensslin, Thorwald Proll und Horst Söhnlein mit selbst gebauten Brandsätzen nach Frankfurt. Die Brände in zwei Kaufhäusern in der Nacht auf den dritten April gelten als Geburtsstunde des linken Terrorismus in der Bundesrepublik. Es war das Vorspiel für die Bomben und die Morde der RAF.

Auch in diesen Tagen, sogar schon seit einigen Jahren, brennt es in Deutschland. Seit 2011 verüben die linksextremen „Vulkangruppen“ Brandanschläge in Berlin. Sie zünden Firmenfahrzeuge an, Kabelschächte an Bahntrassen, Funkmasten. Der jüngste Anschlag galt einem Strommast bei Tesla. Es entstand laut Tesla ein Schaden „im hohen neunstelligen Bereich“. Erleben wir gerade wieder ein Vorspiel für Bomben und Morde?

Fest steht, dass es im linksextremen Milieu noch immer große Sympathien für die RAF-Terroristen und ihre Verbrechen gibt. Seit der Festnahme von Klette wird dies unverhohlen auf den Straßen der linken Stadtviertel gezeigt. Die „Vulkangruppen“ und anderen Gruppierungen belassen es aber nicht bei Sympathiebekundungen, sondern schreiten längst zur Tat.

Das beschränkt sich nicht auf zerstochene SUV-Reifen oder Brandanschläge auf die kritische Infrastruktur, bei denen in Kauf genommen wird, dass Menschen zu Schaden kommen.........

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