Fußball ist manchmal ein verrücktes Spiel. Weil es vorkommt, dass unerklärlichen Abstürzen wundersame Höhenflüge ein und derselben Mannschaft folgen. Mit dem 5:1 gegen die Bayern bot die Eintracht ein Paradebeispiel für dieses Phänomen am Samstag. Dem Desaster im Pokal beim Drittligaverein Saarbrücken folgte das Spektakel gegen Bundesliga-Rekordmeister München.

Eintracht-Trainer Dino Toppmöller sprach nach dem Sieg in den Katakomben der Arena von der Laune einer Diva. Diesmal hatten 58.000 Zuschauer ihre faszinierende Seite erlebt.

Selbstverständlich hatte es nach der Niederlage im Pokal-Wettbewerb im Kerngeschäft gegen den FC Bayern zu einer Reaktion nach der schwachen Vorstellung kommen müssen. Die Eintracht beschäftigt sehr gut bezahlte Profis. Doch dass Toppmöllers Team binnen weniger Tage eine derart radikale Gratwanderung vollzogen konnte und ein völlig verändertes Gesicht gezeigt hat, überraschte selbst die kühnsten Optimisten unter den Fans der Eintracht.

Spiele gegen die Bayern mögen besonders motivieren, vor allem Frankfurter Mannschaften, die sich in den zurückliegenden Jahren immer wieder höchst achtbar vor heimischem Publikum aus der Affäre zogen. Vier Jahre liegt das letzte große Hurra gegen die Bayern zurück. Auch ­damals wurden die Münchner 5:1 ­besiegt. Anschließend musste Trainer Niko Kovac seinen Spind räumen.

Der famose Erfolg zwei Wochen vor dem Heiligen Abend ist ein starkes Signal. Solch glanzvolle Siege können befreiend wirken, dazu beitragen, dass die Eintracht im Endspurt bis zum Jahresende ihre Potential kontinuierlich ausspielt. Mitunter sah es so aus, als neigten nicht alle Profis ans Limit zu gehen, so wie sie es gegen die Bayern taten. Damit es so bleibt, müssten Toppmöllers Spieler ihre Wankelmütigkeit ablegen.

Besonders auffällig waren zuletzt die Schwankungen von Eric Junior Dina Ebimbe. Am Mittwoch noch, beim blamablen 0:2 im Saarland, stellte der Franzose mit einer schwachen Leistung seine Zukunft bei der Eintracht infrage. Am Samstag erschien alles wie weggewischt. Ebimbe trickste, kämpfte, grätschte – und traf. Zweimal sogar. Das war vor ihm noch keinem Profi in dieser Bundesligasaison gegen den FC Bayern geglückt.

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Das Beispiel verstärkt den Eindruck, welche Bedeutung die richtige Einstellung zur Qualität des Spiels haben kann. Das klingt banal. Aber wenn sie stimmt, ist Großes möglich.

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Eintracht als faszinierende Diva

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11.12.2023

Fußball ist manchmal ein verrücktes Spiel. Weil es vorkommt, dass unerklärlichen Abstürzen wundersame Höhenflüge ein und derselben Mannschaft folgen. Mit dem 5:1 gegen die Bayern bot die Eintracht ein Paradebeispiel für dieses Phänomen am Samstag. Dem Desaster im Pokal beim Drittligaverein Saarbrücken folgte das Spektakel gegen Bundesliga-Rekordmeister München.

Eintracht-Trainer Dino Toppmöller sprach nach dem Sieg in den Katakomben der Arena von der Laune einer Diva. Diesmal hatten 58.000 Zuschauer ihre faszinierende Seite erlebt.

Selbstverständlich hatte es nach der Niederlage im Pokal-Wettbewerb im Kerngeschäft gegen den FC........

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