Gleichberechtigung an der Schanze? Schön wär’s – und längst überfällig allemal. Doch die Verantwortlichen des Internationalen Skiverbandes (FIS) tun sich weiterhin schwer, Skispringerinnen die Bühne zu bieten, die ihnen gebührt. Schon am vergangenen Wochenende, als die Raw Air in Vikersund Station machte, wurde ein abgesagtes Einzelspringen der Frauen ersatzlos gestrichen, während der gleichfalls ausgefallene Wettkampf der Männer nachgeholt wurde und sie fleißig vom Monsterbakken fliegen durften.

Das ist ungerecht – finden auch zwei herausragende Skispringerinnen, die ihren Protest vor dem Weltcupfinale in diesen Tagen in Planica vielfältig äußern. „Wir werden mit Füßen getreten, haben keinen großen Wert“, sagte die Norwegerin Silje Opseth der Zeitung „Dagbladet“. „Die Jungs dürfen zum Skifliegen und machen das coolste Ding der Welt, und wir sind daneben auf der kleinsten Schanze. Ich muss echt sagen, das ist enttäuschend.“

Ein Weltcupfinale ohne die Weltrekordlerin im Skifliegen und auch noch ohne ihre norwegische Landsfrau Eirin Maria Kvandal, der Gewinnerin der skandinavischen Härtetour Raw Air? Eigentlich unvorstellbar, aber Fakt. Aus Protest gegen die Ungleichbehandlung verzichtet Opseth auf den Saisonkehraus im slowenischen Tal der Schanzen – und Kvandal aus Solidarität ebenfalls.

Planica genießt Kultstatus. Wenn dort alljährlich zum Ende eines Winters, der nicht immer einer ist, um die Wette geflogen wird, strömen Zehntausende zur riesigen Letalnica-Schanze. 28 Skiflugweltrekorde sind dort bislang aufgestellt worden. Alle von Männern. Flüge bei idealen Bedingungen von bis zu 250 Metern sind im Tal der Schanzen möglich. In FIS-Kreisen gibt es Überlegungen, durch bauliche Veränderungen noch weitere Flüge möglich zu machen. Das aber ist nicht nötig.

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Die Verantwortlichen sollten vielmehr ihr Augenmerk darauf legen, wirklich mehr für die seit Jahren von Vorkämpferinnen wie Katharina Schmid und Eva Pinkelnig angeführten Bewegung für Gleichberechtigung an der Schanze zu tun. Dass Frauen Skifliegen können, haben sie jüngst in Vikersund gezeigt. Mit dem Weltrekordflug auf 230,5 Meter hätte Silje Opseth in der Männerkonkurrenz viele Etablierte hinter sich gelassen.

QOSHE - Raus aus der Flugverbotszone - Ralf Weitbrecht
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Raus aus der Flugverbotszone

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22.03.2024

Gleichberechtigung an der Schanze? Schön wär’s – und längst überfällig allemal. Doch die Verantwortlichen des Internationalen Skiverbandes (FIS) tun sich weiterhin schwer, Skispringerinnen die Bühne zu bieten, die ihnen gebührt. Schon am vergangenen Wochenende, als die Raw Air in Vikersund Station machte, wurde ein abgesagtes Einzelspringen der Frauen ersatzlos gestrichen, während der gleichfalls ausgefallene Wettkampf der Männer nachgeholt wurde und sie fleißig vom Monsterbakken fliegen durften.

Das ist ungerecht – finden auch zwei herausragende Skispringerinnen, die ihren Protest vor dem........

© Frankfurter Allgemeine


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