Die Sicherheitsbehörden betonen, es gebe keine Hinweise darauf, dass sich die Gefahr dschihadistischer Attentate in Deutschland aktuell konkret erhöht habe. Als Entwarnung darf man das aber nicht missverstehen. Schon seit Jahren gibt es hierzulande eine durchgehend hohe abstrakte Terrorgefahr. Es spricht Bände, dass insgesamt rund 500 sogenannte islamistische Gefährder teilweise rund um die Uhr überwacht werden müssen.

Als Gefährder gelten Personen, denen Anschläge zugetraut werden, die nur auf einen Anlass dafür warten, loszuschlagen. So war das offenbar bei dem jungen Deutschen mit türkischen Wurzeln, der diese Woche in Duisburg festgenommen wurde. Aufgestachelt durch den Nahostkrieg, soll der einschlägig vorbestrafte Gefährder im Internetchat mit der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ einen Lastwagen-Anschlag auf eine proisraelische Demonstration erwogen haben.

Dem globalen Dschihad, der seinen Terror gegen alle „Ungläubigen“ und „den Westen“ richtet, sind alle Mittel recht – auch die psychologische Kriegführung. Davon haben sich nun offenbar Internetkriminelle inspirieren lassen, die hinter den vielen anonymen Bombendrohungen stehen sollen, mit denen dieser Tage Schulen und andere öffentliche Einrichtungen überzogen werden. Eine tatsächliche Gefährdung konnte zum Glück noch in keinem Fall festgestellt werden. Aber auch solche Aktionen verbreiten Angst und Schrecken in Deutschland.

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Wichtig wäre es, dass gerade von deutsch-türkischen Organisationen weiter klare Worte der Abgrenzung von der Hamas kämen; sie vertreten die größte muslimische Gemeinschaft. Doch bei denen, die Ankara treu ergeben sind, ist das vielleicht nicht mehr gewiss. Präsident Recep Tayyip Erdoğan, an dessen Lippen viele Deutschtürken hängen, verharmlost die Hamas als „Befreiungsgruppe“. Es ist zu befürchten, dass der Nahostkonflikt noch mehr als ohnehin schon auch nach Deutschland getragen wird.

QOSHE - Mitten unter uns - Reiner Burger
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Mitten unter uns

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27.10.2023

Die Sicherheitsbehörden betonen, es gebe keine Hinweise darauf, dass sich die Gefahr dschihadistischer Attentate in Deutschland aktuell konkret erhöht habe. Als Entwarnung darf man das aber nicht missverstehen. Schon seit Jahren gibt es hierzulande eine durchgehend hohe abstrakte Terrorgefahr. Es spricht Bände, dass insgesamt rund 500 sogenannte islamistische Gefährder teilweise rund um die Uhr überwacht werden müssen.

Als Gefährder gelten Personen, denen Anschläge zugetraut werden, die nur auf einen Anlass dafür warten, loszuschlagen. So war das........

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