Es ist nichts dagegen zu sagen, Religion wieder sichtbarer zu machen. Gerade in diesen Zeiten. Hier liegt auch der Grund dafür, dass die jüdische Gemeinde in Frankfurt die von der Stadt getragene Festbeleuchtung der Freßgass’ zur muslimischen Fastenzeit („Happy Ramadan“) begrüßt. Staatliche Stellen sind freilich in der Pflicht, Religionen grundsätzlich gleich zu behandeln – das sollte dann auch hier nicht vergessen werden.

Klar ist auch, dass jede Religion sich in Deutschland nur insoweit entfalten darf, als sie nicht gegen andere Werte von Verfassungsrang verstößt. Der Islam, in dessen Namen grausame Verbrechen begangen werden und dessen Ordnung, so wie sie von vielen gelebt wird, dem hiesigen Fundament widersprechen kann, steht als Glaube nicht in einem niederen Rang. Wenn solche Zeichen wie in Frankfurt vermitteln, allen die Hand zu reichen, die hier in Frieden, Freiheit und unter Achtung des demokratisch gesetzten Rechts leben wollen, dann ist einiges erreicht.

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Die Repräsentanten dieses immer noch christlich geprägten Landes müssen sich freilich selbst fragen, was für Werte sie noch leben. Die Kirchen dienen als käufliche Fassaden, ein Weihnachtsgruß gilt schon als mutig, die Landesfarben sind nur beim Fußball erwünscht, Anspruch ist an die Stelle von Leistung und Dienst getreten, Verständnis wird eher Terroristen, pardon Widerstandskämpfern entgegengebracht. Happy Leitkultur.

QOSHE - Happy Leitkultur - Reinhard Müller
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08.03.2024

Es ist nichts dagegen zu sagen, Religion wieder sichtbarer zu machen. Gerade in diesen Zeiten. Hier liegt auch der Grund dafür, dass die jüdische Gemeinde in Frankfurt die von der Stadt getragene Festbeleuchtung der Freßgass’ zur muslimischen Fastenzeit („Happy Ramadan“) begrüßt. Staatliche Stellen sind freilich in der Pflicht, Religionen grundsätzlich gleich zu behandeln........

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