Was auch immer die russischen Behörden als Ursache für den Tod Alexej Nawalnyjs angeben: Es ist politischer Mord. Die Bedingungen, in denen er in den vergangenen drei Jahren in Haft gehalten wurde, waren darauf angelegt, ihn körperlich und geistig zu brechen. Da Nawalnyj unbeugsam blieb, wurden die Haftbedingungen immer weiter verschärft, bis er ihnen nun erlegen ist.

Russlands Machthaber Wladimir Putin und seine Schergen haben Nawalnyj getötet. Doch zeigen die letzten Aufnahmen, die es von ihm gibt: Es ist ihnen nicht gelungen, seinen Widerstandsgeist zu besiegen. Putin hat die Nennung von Nawalnyjs Namen zu dessen Lebzeiten gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Nun wird der Name des russischen Präsidenten für immer mit dem Tod seines größten innenpolitischen Opponenten verbunden sein.

Stören dürfte ihn das kaum – im Gegenteil: Putin geht über Leichen, seit er an die Macht gekommen ist. Er ist verantwortlich für Hunderttausende Tote in den Kriegen in Tschetschenien, Syrien und der Ukraine. In den fast 25 Jahren seiner Herrschaft sind in Russland Kritiker des Kremls Opfer von Verbrechen geworden, ohne dass sich der Staat ernsthaft um Ahndung bemüht hätte.

Die 2006 vor ihrem Haus in Moskau ermordete Journalistin Anna Politkowskaja und der 2015 in Sichtweite des Kremls erschossene Oppositionspolitiker Boris Nemzow sind nur die bekanntesten Opfer. Und es ist zu befürchten, dass Nawalnyj nicht der letzte inhaftierte Regimegegner sein wird, dessen angeblich natürlichen Tod die russischen Behörden verkünden.

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Was der Tod Nawalnyjs für die weitere Entwicklung Russlands bedeutet, ist im Moment nicht abzusehen. Kein anderer russischer Oppositioneller besitzt auch nur annähernd eine solche Bekanntheit und Autorität, wie Nawalnyj sie hatte. Den in Russland verbliebenen Regimegegnern führt Nawalnyjs Tod drastisch den hohen Preis des Widerstands vor Augen.

Auf kurze Sicht mag er den Machthabern daher nutzen. Aber für Russland ist der Tod Nawalnyjs ein großer Verlust. Denn damit ist es noch etwas unwahrscheinlicher geworden, dass das Land nach dem zwangsläufig irgendwann kommenden Ende Putins besseren Zeiten entgegengeht.