In den zähen Debatten über die Migration nach Europa besteht zwischen den Vertretern der widerstreitenden Positionen eine wichtige Gemeinsamkeit: Für Befürworter offener Grenzen wie für jene demokratischen Kräfte, die eine radikale Begrenzung der Einwanderung wollen, steht außer Frage, dass Leben, Würde und Rechte der Migranten zu achten sind. Dieser Respekt vor dem Menschen ist eine elementare Stärke Europas.
Doch in den Augen menschenverachtender Regimes wie dem belarussischen und dem russischen wirkt er wie eine Schwäche, die sie nutzen können. Sie haben keine Skrupel, Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben in ihrem hybriden Krieg gegen den Westen zu instrumentalisieren.
Der Minsker Diktator Alexander Lukaschenko hat das vor zwei Jahren in großem Stil vorgeführt, als er massenhaft Migranten aus dem Nahen Osten an die Grenzen zu Lettland, Litauen und Polen bringen ließ. Nun wiederholt sich ein ähnliches Szenario an der Grenze des neuen NATO-Mitglieds Finnland zu Russland.
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Das zynische Kalkül Moskaus ist: Entweder der Zustrom von Migranten führt zu Spannungen in der finnischen Gesellschaft oder Nachrichten über erfrierende Migranten rufen Empörung über Finnland hervor.
Die nun beschlossene Schließung der Grenze ist leider die einzige Möglichkeit, dem russischen Regime einen Strich durch diese Rechnung zu machen.