Wenige Tage vor dem Überfall auf die Ukraine hat der russische Machthaber Wladimir Putin gegenüber westlichen Regierungschefs noch behauptet, er habe nicht vor, die Ukraine anzugreifen. Im Interview mit dem Trump-Anhänger Tucker Carlson hat Russlands Präsident nun gesagt, Russland sei nicht daran interessiert, Polen oder Lettland zu attackieren.
Man sollte damit rechnen, dass er auch das tun wird, wenn er die Chance sieht, dabei nicht als Verlierer vom Feld zu gehen. Eine Ermutigung Donald Trumps wird Putin dafür nicht benötigen.
Aber dass Trump unter dem Jubel seiner Anhänger sagt, er werde den Kreml auffordern, mit säumigen NATO-Mitgliedern zu tun, was auch immer er wolle, wird sicher in Putins Kalkül eingehen. Falls Trump wieder amerikanischer Präsident wird, erhöhen solche Äußerungen die Gefahr, dass Putin seinen Krieg ausweitet. Dagegen können die Europäer nur eines tun: Endlich dem Ernst der Lage entsprechend in ihre militärische Sicherheit investieren.
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Dabei geht es nicht darum, Trump zu besänftigen; der wird im Zweifelsfall die Zahlen erfinden, die ihm gerade in den Kram passen. Die Europäer müssen sich rasch in eine Lage bringen, in der sie einen – militärischen oder hybriden – Angriff Russlands auf NATO-Staaten zu einem für Putin unkalkulierbaren Risiko machen können. Die Zeit dafür erkaufen ihnen gerade die Ukrainer unter Einsatz ihres Lebens.