Die deutschen Reaktionen auf die Aufforderung des Bundeskanzlers an die europäischen Partner, mehr für die Verteidigung der Ukraine zu tun, waren erwartbar: Schön, dass er das sage, da habe er natürlich recht, hieß es von Grünen, Liberalen und Union – aber warum liefert Deutschland den Verteidigern eigentlich noch immer keine Taurus-Marschflugkörper? Überzeugende Antworten auf diese Frage hat Scholz bisher tatsächlich nicht gegeben. Dabei ist der Nutzen offensichtlich, den die Ukraine von diesen Raketen hätte. Sie könnten einen der vielen großen Nachteile gegenüber dem Aggressor ein klein wenig ausgleichen: Während Russland Ziele in der ganzen Ukraine angreifen kann, ist das angegriffene Land bisher nicht einmal in der Lage, die russische Armee auch nur allerorts in den von ihr besetzten Gebieten zu treffen.

Doch die reflexhafte Reaktion auf den Appell von Olaf Scholz ist nicht hilfreich, weil sie die Diskussion wieder einmal auf ein symbolisches Thema verengt. Die Lieferung der Taurus-Raketen würde den Krieg ebenso wenig zugunsten der Ukraine entscheiden, wie es mit dem Leopard 2 und anderen westlichen Kampfpanzern der Fall war. Ausschlaggebend wird am Ende nicht ein einzelnes Waffensystem sein, sondern die Entschlossenheit, mit der der Westen der russischen Aggression begegnet. Je mehr Zweifel er daran lässt, desto größer werden die Entschlossenheit und Siegeszuversicht des russischen Regimes.

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Europäer wie Amerikaner geben dem Kreml derzeit viele Gründe, an seinen Erfolg gegen die Ukraine zu glauben. Wirtschaftlich sind sie Russland eigentlich haushoch überlegen, doch sie schaffen es nicht, ihre Rüstungsindustrie entsprechend ihrer materiellen Überlegenheit zu mobilisieren. Der Ukraine mangelt es deshalb an Munition und an Ausrüstung bei Systemen, die sie schon bekommen hat. Das müsste im Zentrum der politischen Debatte und dann des Handelns stehen. Die Taurus-Lieferung ist dabei nur ein Seitenaspekt.