Fast ebenso lange wie er Russlands Außenminister ist, behauptet Sergej Lawrow auch schon, EU und NATO hätten die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in ein Instrument finsterer antirussischer Machenschaften verwandelt. Seit die OSZE-Wahlbeobachter bei der Präsidentenwahl in der Ukraine Ende 2004 die Manipulationen zugunsten des Kandidaten Moskaus dokumentiert und damit zu dessen Scheitern beigetragen haben, ist es zum Ritual geworden, dass Lawrow bei den jährlichen Außenministertreffen der OSZE deren Existenzberechtigung in Frage stellt oder ihr baldiges Ende prophezeit.
Auch in der OSZE haben – wie auf anderen politischen Schauplätzen – die Westeuropäer, allen voran die Deutschen, über Jahre immer wieder versucht, Russland Brücken zu bauen. In mehreren Anläufen wurde ernsthaft über Moskaus Wünsche für eine „Reform“ der OSZE diskutiert, obwohl Russland keine Bereitschaft zu konstruktiven Lösungen und Kompromissen zeigte.
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Welchen Sinn es gehabt haben sollte, Lawrow beim diesjährigen Ministertreffen in Skopje seine alten Phrasen noch einmal vortragen zu lassen, erschließt sich deshalb nicht. Dieser Auftritt war erwartbar – und er war es nicht wert, Lawrow dafür per Sondererlaubnis in ein NATO-Land reisen zu lassen. Lawrow sagt, die OSZE stehe am Abgrund. Stimmt – wegen Russland.