Es wirkt paradox. Da werden Kriege in mehreren Ländern geführt. Die Wirtschaft strauchelt. Es gibt eigentlich wenig Gründe für Partystimmung. Doch an der deutschen Börse könnte es kaum besser laufen. Auf 17.000 Punkte ist der Dax diese Woche geklettert, der nächste Rekord.

Die Börsianer hätten Scheuklappen auf, heißt es dieser Tage häufig, sie würden übertreiben. Ganz so ist es aber nicht. Es mag zwar sein, dass sich die Anleger in ihrer Euphorie gegenseitig etwas aufschaukeln. Eine Jahresendrally, wie wir sie gerade sehen und wie sie fast immer im Dezember vorkommt, ist ein sich selbst verstärkender Effekt, bei dem jeder zum Jahresende noch Gewinne mitnehmen möchte. Sie lässt sich nicht ausschließlich durch gute Unternehmenszahlen begründen. Das ist aber nichts Neues.

Und es mag auch sein, dass so mancher Anleger schnellere und höhere Zinssenkungen erwartet, als sie womöglich kommen werden. Das würde Aktien im Vergleich zu festverzinsten Produkten wie Anleihen interessanter machen. Die amerikanische Notenbank hatte zuletzt angedeutet, die Zinsen im kommenden Jahr etwas zu senken. Die Begeisterung gebremst hat wiederum die Europäische Zentralbank, die noch keine Senkungen vorsieht.

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Aber: Der Rekord des Dax fußt nicht nur auf übertriebener Gier oder falschen Hoffnungen. Es gibt solide Gründe dafür. So konnten viele Unternehmen dieses Jahr beweisen, dass ihr Geschäftsmodell krisenfest ist. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie auch im kommenden Jahr ihre Gewinne steigern können – selbst wenn es der deutschen Wirtschaft nicht gut geht. Die meisten Dax-Unternehmen verkaufen ihre Produkte ins Ausland. Für sie ist die wirtschaftliche Lage weltweit wichtiger.

Hinzu kommt: Anzeichen dafür, dass die Aktien zu hoch bewertet sind, gibt es nicht. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis, eine Maßzahl zur Bewertung von Aktien, liegt aktuell bei etwa 12, was im langjährigen Vergleich nicht teuer ist. Rekorde an der Börse darf und soll man feiern. Es gibt gute Gründe dafür.

QOSHE - Der Jubel über den Dax ist angemessen - Sarah Huemer
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Der Jubel über den Dax ist angemessen

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16.12.2023

Es wirkt paradox. Da werden Kriege in mehreren Ländern geführt. Die Wirtschaft strauchelt. Es gibt eigentlich wenig Gründe für Partystimmung. Doch an der deutschen Börse könnte es kaum besser laufen. Auf 17.000 Punkte ist der Dax diese Woche geklettert, der nächste Rekord.

Die Börsianer hätten Scheuklappen auf, heißt es dieser Tage häufig, sie würden übertreiben. Ganz so ist es aber nicht. Es mag zwar sein, dass sich die Anleger in ihrer Euphorie gegenseitig etwas aufschaukeln. Eine Jahresendrally, wie wir sie gerade sehen und wie sie........

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