Wenn Studenten einer amerikanischen Eliteuniversität zum Völkermord an Juden aufrufen, dann sollte das Urteil über ein solches Verhalten eindeutig sein. Doch drei Universitätspräsidentinnen wollte ein solches Urteil jüngst nicht über die Lippen kommen. Dass Liz Magill von der University of Pennsylvania nach einem gescheiterten Versuch der Schadensbegrenzung nun zurückgetreten ist, ist ein Anfang. Doch noch mehr ist es eine Warnung:

Es muss beunruhigen, wie wenig gegen den aufschäumenden Antisemitismus unternommen wird an diesen für herausragend befundenen Institutionen. Seit dem Überfall der Hamas auf Israel lässt sich an vielen Hochschulen ein systematisches Versagen der Führung beobachten, Antisemitismus als solchen zu benennen. Im Falle Magills setzte der ebenfalls zurückgetretene Vorsitzende des Verwaltungsrats sogar noch einmal zur Ehrenrettung an: Sie sei „kein winziges bisschen antisemitisch“ und habe sich bei der Antwort im juristischen Kleinklein verfangen.

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Genau das ist das Problem. Wie selbstverständlich ist dieser Tage in Universitäten vom „Kolonialisten“ Israel die Rede, stellen Studenten die Auslöschung des Landes in Aussicht. Eine Ideologie des Judenhasses ist salonfähig geworden. Und die Universitätsleitungen? Berufen sich auf die Redefreiheit in der amerikanischen Verfassung.

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Systematisches Versagen der Eliteuniversitäten

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10.12.2023

Wenn Studenten einer amerikanischen Eliteuniversität zum Völkermord an Juden aufrufen, dann sollte das Urteil über ein solches Verhalten eindeutig sein. Doch drei Universitätspräsidentinnen wollte ein solches Urteil jüngst nicht über die Lippen kommen. Dass Liz Magill von der University of Pennsylvania nach einem gescheiterten Versuch der Schadensbegrenzung nun........

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