Innerhalb weniger Tage hat das amerikanische Technologie-Start-up Open AI eine filmreife Führungsposse aufgeführt. Hätte man dessen Sprachchatbot ChatGPT seit Freitag regelmäßig gefragt, womit Sam Altman seine Brötchen verdient, wären die Antworten in chronologischer Reihenfolge gewesen: Open-AI-Chef – arbeitslos – Microsoft-Manager – doch wieder Open-AI-Chef.

Man könnte darüber einfach herzhaft lachen, handelte es sich nicht um die Schöpfer jenes Sprachmodells, das seit seiner Vorstellung vor fast genau einem Jahr die Welt in Atem hält. Altman selbst setzte die Gefahr für die Menschheit durch diese neue generative Künstliche Intelligenz mit Nuklearwaffen gleich. Und ausgerechnet dieses Unternehmen aus San Francisco, das eine Schlüsselposition in dem Technologierennen einnimmt, scheint schlechter gemanagt zu sein als jede Pommesbude.

Das Führungschaos hat aber auch Klarheit geschaffen. Künftig kann sich Open AI nicht mehr unter dem Deckmäntelchen einer gemeinnützigen Organisation verstecken, als die es einst gegründet wurde. Die Befürworter von Altmans Kommerzialisierungslinie haben den Machtkampf offenkundig gewonnen. Dieser Kurs wurde schon mit dem Engagement von Microsoft eingeschlagen.

Mittlerweile hat der Tech-Riese ChatGPT in viele Produkte integriert und sich selbst davon abhängig gemacht. Man kann sich die Panik des Konzernchefs Nadella vorstellen, als er von Altmans Entlassung kalt erwischt wurde. Hätten tatsächlich – wie angedroht – 90 Prozent der Mitarbeiter Open AI verlassen, wäre die Katastrophe für Microsoft perfekt gewesen.

Mehr zum Thema

1/

Altman-Rückkehr zu Open AI : Die Saga ist beendet

Amerikanischer Chipanbieter : Nvidia reitet weiter erfolgreich auf der KI-Welle

Künstliche Intelligenz : Viele kleine GPTs: Wie Sam Altman OpenAI zur KI-Plattform umbaut

Das Versagen von Verwaltungsräten junger US-Unternehmen ließ sich schon im Falle von Elon Musk und Tesla beobachten. Mit Freunden und Gleichgesinnten besetzt, haben sie charismatischen Gründerchefs oft wenig entgegenzusetzen. Dass nun Personen wie der frühere Finanzminister und Obama-Berater Larry Summers oder der Tech-Unternehmer Bret Taylor in das Gremium von Open AI einziehen, Altman diesem aber nicht angehören wird, nährt nach den jüngsten Kapriolen zumindest die Hoffnung auf eine bessere und transparentere Unternehmensführung.

QOSHE - Nukleare Pommesbude - Sven Astheimer
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Nukleare Pommesbude

13 0
22.11.2023

Innerhalb weniger Tage hat das amerikanische Technologie-Start-up Open AI eine filmreife Führungsposse aufgeführt. Hätte man dessen Sprachchatbot ChatGPT seit Freitag regelmäßig gefragt, womit Sam Altman seine Brötchen verdient, wären die Antworten in chronologischer Reihenfolge gewesen: Open-AI-Chef – arbeitslos – Microsoft-Manager – doch wieder Open-AI-Chef.

Man könnte darüber einfach herzhaft lachen, handelte es sich nicht um die Schöpfer jenes Sprachmodells, das seit seiner Vorstellung vor fast genau einem Jahr die Welt in Atem hält. Altman selbst setzte die Gefahr für die........

© Frankfurter Allgemeine


Get it on Google Play