Das war ein teurer Spatenstich: Fast eine Milliarde Euro an öffentlichen Mitteln bekommt das schwedische Unternehmen Northvolt dafür, dass es in der schleswig-holsteinschen Provinz eine Batteriefabrik aus dem Boden stampft. In Zeiten klammer öffentlicher Kassen ruft eine solche Subvention manches Kopfschütteln hervor, und aus der Ökonomen-Ecke kommt prompt der Hinweis, dass es auch deutlich billiger gegangen wäre.

So eingängig die Kritik auch sein mag, so wohlfeil ist sie andererseits. Ja, es gibt Beispiele wie den US-Pharmakonzern Elli Lilly, der im rheinhessischen Alzey eine Produktion hochzieht, ohne dafür beim Staat die Hand aufzuhalten. Es wimmelt aber auch von Gegenbeispielen, und spätestens seit dem milliardenschweren Inflation Reduction Act aus Washington sind die Sitten für aktive Wirtschaftsansiedlung ohnehin verfallen.

Angesichts dieser regelrechten Subventionitis müssen sich Deutschland und Europa positionieren im Technologiewettrennen mit Nordamerika und Asien.

Die entscheidende Frage im Zusammenhang mit einer Subvention lautet deshalb, ob es sich ein Staat leisten kann, Nein zu sagen. Dies gilt es im Einzelfall zu prüfen, pauschale Antworten helfen nicht weiter.

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Im Fall von Northvolt handelt es sich um Batteriezellen für Elektroautos, ein elementarer Baustein der Verkehrswende. Strategisch macht sich die heimische Autoindustrie damit ein Stück unabhängiger von den dominierenden chinesischen Zulieferern. Außerdem stehen die Schweden für eine nachhaltige Produktionsweise und legen den Fokus auf Recycling, heben sich so vom Wettbewerb ab.

Gibt es eine Garantie, dass das Start-up seine Produktion schnell genug skalieren und damit zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten kann? Nein. Aber Northvolt ist aus der Riege der Batterie-Hoffnungsträger für das (Noch-)Autoland Deutschland immer noch die beste Wette.

QOSHE - Subventionitis - Sven Astheimer
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Subventionitis

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26.03.2024

Das war ein teurer Spatenstich: Fast eine Milliarde Euro an öffentlichen Mitteln bekommt das schwedische Unternehmen Northvolt dafür, dass es in der schleswig-holsteinschen Provinz eine Batteriefabrik aus dem Boden stampft. In Zeiten klammer öffentlicher Kassen ruft eine solche Subvention manches Kopfschütteln hervor, und aus der Ökonomen-Ecke kommt prompt der Hinweis, dass es auch deutlich billiger gegangen wäre.

So eingängig die Kritik auch sein mag, so wohlfeil ist sie andererseits. Ja, es gibt Beispiele wie den........

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