Am Weltfrauentag stimmt Irland über eine Modernisierung des Familien- und Frauenbildes ab – und belässt es bei Rollenzuschreibungen aus der Vorkriegszeit. Das dürfte das Gegenteil dessen sein, was die irische Regierung erwartet hat. Meinungsumfragen hatten das Gegenteil vorausgesagt. Zudem haben die Iren noch vor wenigen Jahren für die Legalisierung von Abtreibungen und für die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe gestimmt. Eine generelle Abneigung gegen gesellschaftliche Modernisierungen ist dem Land also nicht vorzuwerfen.
Allerdings lohnt sich ein zweiter Blick in vergangene Referenden: So haben die europafreundlichen Iren einst gegen den Vertrag von Lissabon gestimmt. Was damals wie heute paradox wirkt, lässt sich unter anderem dadurch erklären, dass von der Regierung unterstützte Referenden immer auch Referenden über die Regierung sind.
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Und hier hat die Politik ihre Wähler falsch eingeschätzt, deren vordringlichstes Problem möglicherweise nicht die antiquierten Rollenzuschreibungen in der Verfassung sind. Auch in Irland kippt die Stimmung gegenüber Einwanderern, Wohnungsmarkt und Gesundheitswesen stehen unter Druck. Gut möglich, dass der Unmut darüber die Menschen an die Urnen getrieben hat – während die Befürworter der Verfassungsänderungen lieber zu Hause geblieben sind.