Tief sitzt der Trennungsschmerz bei den Grünen in Hessen. Eine Woche, nachdem ihnen CDU-Wahlsieger Boris Rhein kühl den Laufpass zugunsten einer dezimierten, aber um jeden Preis regierungswilligen SPD gegeben hat, ist der Zorn über die Untreue ihres Ex-Partners noch lange nicht verraucht.
Zum Auftakt der Koalitionsverhandlungen für eine schwarz-rote Partnerschaft in Wiesbaden, von Rhein in Anlehnung an frühere erfolgreiche bayerische CSU-Alleinverdienerehen zu einem christlich-sozialen Bündnis verklärt, giften die Grünen in Richtung CDU und SPD. Als „Unterwerfung“ ordnet der Grünen-Fraktionsvorsitzende Wagner hämisch das Verhalten der Sozialdemokraten ein.
Doch nach fast 25 Jahren in der Opposition und einer Fast-Ministerpräsidentin Ypsilanti hat der Wahlverlierer einfach nur beherzt die Chance zum Wiedermitregieren als Juniorpartner ergriffen. So wie es die Grünen 2013 gemacht haben, als Rheins Vorgänger Bouffier ihnen den Vorzug gegenüber der SPD gab.
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Wie die von Rhein als Motto der voraussichtlichen Koalition gewählte „sanfte Erneuerung“ auch für die SPD ausfällt, ist noch unklar. Ihre glücklose Spitzenkandidatin Nancy Faeser bleibt jedenfalls lieber als Innenministerin in Berlin. Ein vermeintlich spannender Ort, an den es auch noch Hessens regierungserfahrenen Ober-Grünen Tarek Al-Wazir wie einst Hans Eichel ziehen könnte. Solange die Ampel noch grün blinkt.