Der Tod von 135 Menschen, die in der Flutnacht im rheinland-pfälzischen Ahrtal am 15. Juli 2021 ihr Leben verloren, bleibt juristisch ungesühnt.

Dass die Staatsanwaltschaft Koblenz ihre Ermittlungen gegen den zuständigen früheren Landrat Pföhler eingestellt hat, dürfte bei Hinterbliebenen und Überlebenden einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Denn der Tod ihrer Liebsten hätte womöglich in vielen Fällen verhindert werden können.

Ein Gutachten, aber auch der Untersuchungsausschuss des Landtags deckten schwere Mängel beim Katastrophenschutz auf. So gab es kein wirksames Warnsystem bei solch potentiell tödlichen Wetterlagen, Zuständigkeiten für den Einsatz der Rettungskräfte blieben unklar.

Doch die Hürden im Rechtsstaat für eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung, die auch eine Verurteilung erwarten lassen, sind hoch. Die Staatsanwaltschaft musste nachweisen, dass das Nichthandeln des Landrats zum Tod der späteren Opfer geführt hat und er das Ausmaß der Gefahr hätte erkennen können.

Die Ermittler haben es sich nicht leicht gemacht. Hunderte Zeugen wurden befragt, gigantische Datenmengen ausgewertet. Immerhin: Das Versagen vor, während und nach der Katastrophe hatte politische Konsequenzen: SPD-Innenminister Lewentz trat zurück, Bundesfamilienministerin Spiegel von den Grünen verlor ihr Amt. Zu hoffen bleibt nur, dass Behörden und Politik für künftige Katastrophenlagen nun besser gerüstet sind.

QOSHE - Ungesühntes Versagen in der Flutkatastrophe - Thomas Holl
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Ungesühntes Versagen in der Flutkatastrophe

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18.04.2024

Der Tod von 135 Menschen, die in der Flutnacht im rheinland-pfälzischen Ahrtal am 15. Juli 2021 ihr Leben verloren, bleibt juristisch ungesühnt.

Dass die Staatsanwaltschaft Koblenz ihre Ermittlungen gegen den zuständigen früheren Landrat Pföhler eingestellt hat, dürfte bei Hinterbliebenen und Überlebenden einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Denn der........

© Frankfurter Allgemeine


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