Zu den schönsten Dingen, die es im Sport gibt, gehört die einhändige Rückhand im Tennis. So viel Anmut, Ästethik, Artistik!

Am Anfang eine ruhige Ausholbewegung, dann ein gleichmäßiger Schwung über das vordere Bein hinweg, ehe ein Höchstmaß an Schönheit erreicht wird, wenn der Oberkörper bis zum Äußersten gedehnt und der Schlagarm über der Schulter gestreckt ist, während der andere Arm nach hinten ragt, um das Gleichgewicht zu wahren, und der Spieler für einen Augenblick aussieht wie eine antike Statue.

Edle Einfalt, stille Größe, so etwas gelingt nur Künstlernaturen, allen voran Roger Federer und Stan Wawrinka, Grigor Dimitrow, Richard Gasquet. Aber ach, alle Schönheit ist vergänglich. Die Handwerker mit ihrer beidhändigen Rückhand, die leichter zu lernen und zu beherrschen ist, haben das Regime übernommen.

Wenn am Montag die neue Weltrangliste erscheint und Stefanos Tsitsipas aus den Top Ten gefallen ist, wird erstmals seit Einführung des ATP-Rankings 1973 kein Spieler mit einhändiger Rückhand unter den besten zehn stehen.

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Ein Jammer. Trainer und Talente, verschreibt Euch der Schönheit, verspielt nicht die Zukunft und rettet die einhändige Rückhand! Sie gehört zum dringend erhaltungsbedürftigen immateriellen Kulturerbe. Wir wollen nicht zur letzten Generation werden.

QOSHE - Rettet die einhändige Rückhand! - Thomas Klemm
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Rettet die einhändige Rückhand!

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25.02.2024

Zu den schönsten Dingen, die es im Sport gibt, gehört die einhändige Rückhand im Tennis. So viel Anmut, Ästethik, Artistik!

Am Anfang eine ruhige Ausholbewegung, dann ein gleichmäßiger Schwung über das vordere Bein hinweg, ehe ein Höchstmaß an Schönheit erreicht wird, wenn der Oberkörper bis zum Äußersten gedehnt und der Schlagarm über der Schulter gestreckt ist,........

© Frankfurter Allgemeine


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