Die Kreise, Städte und Gemeinden in Deutschland und mithin in Hessen müssen, das ist gesetzlich so geregelt, die ihnen vom Land zugewiesenen Flüchtlinge aufnehmen und unterbringen. So einfach ist das – und doch so schwer. Wie schwer, das zeigt sich derzeit in Idstein. Dort bringt der Kreis aus Mangel an anderen Möglichkeiten bis auf Weiteres Schutz­suchende in einer Turnhalle unter. Auch in der Wetterau sind in der jüngeren Vergangenheit selbst solche Gebäude als Asylheime genutzt worden, Bürgerhäuser ebenfalls. Doch wollen Bürgermeister und andere Kommunalpolitiker solche Zwischenlösungen unbedingt und aus gutem Grund vermeiden. Denn sie schaffen schlechte Stimmung, die niemand gebrauchen kann.

Nun ist der Wohnungsmarkt besonders im Umland Frankfurts seit Langem angespannt. Weil der Neubau wegen der gestiegenen Darlehenszinsen lahmt, ist Besserung nicht in Sicht. Eher ist das Gegenteil zu befürchten. So verwundert es nicht, wenn aus dem Rathaus von Bad Vilbel verlautet: Es wird dort zunehmend schwieriger, Flüchtlinge unterzubringen. Wobei der Magistrat die gesamtgesellschaftliche Pflicht hervorhebt, „den Menschen, die aus Krisengebieten bei uns Schutz und Sicherheit suchen, so gut es geht zu helfen“.

Die Stadt an der Nidda muss bisher nicht auf Sporthallen oder gar Industriehallen zurückgreifen. Aber auch sie kommt bald an ihre Grenzen. Wann „bald“ ist, steht dahin. Klar ist aber: Wenn es aus gutem Grund weder Bürgerhäuser noch Turnhallen sein sollen und immer weniger Privatleute an Flüchtlinge vermieten wollen, bleiben nur neue Unterkünfte übrig.

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Wie diese aussehen, wird sich vom ausgehenden Frühjahr an etwa in Rosbach zeigen. Und diese Prognose sei gewagt: In Modulbauweise aus Holz erstellte Hallen wird es nicht nur dort geben. Dabei geht es nur um Notlösung. Die große Lösung kann es nur auf europäischer Ebene geben.

QOSHE - Bloß keine Schulturnhallen - Thorsten Winter
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Bloß keine Schulturnhallen

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25.11.2023

Die Kreise, Städte und Gemeinden in Deutschland und mithin in Hessen müssen, das ist gesetzlich so geregelt, die ihnen vom Land zugewiesenen Flüchtlinge aufnehmen und unterbringen. So einfach ist das – und doch so schwer. Wie schwer, das zeigt sich derzeit in Idstein. Dort bringt der Kreis aus Mangel an anderen Möglichkeiten bis auf Weiteres Schutz­suchende in einer Turnhalle unter. Auch in der Wetterau sind in der jüngeren Vergangenheit selbst solche Gebäude als Asylheime genutzt worden, Bürgerhäuser ebenfalls. Doch........

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