Auf dieses Wahlergebnis kann sich Marion Götz ein Stück weit etwas einbilden. Die künftige weitere Kreisbeigeordnete von der SPD hat im Wetterau-Kreistag eine Stimme mehr bekommen, als das Bündnis von Union und Sozialdemokraten am Dienstag aufbieten konnte. So etwas kommt zwar vor bei Urnengängen dieser Art, ist aber nicht üblich. Diese unerwartete Stimme zeugt von Wertschätzung für die Verwaltungs-Fachfrau über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg. Angesichts dessen dürfen sich die Stadtverordneten von Friedberg gerne nochmals fragen, ob es klug war, Götz über eine mögliche weitere Amtszeit im Rathaus im Unklaren zu lassen und die Erste Stadträtin zu vergraulen. Und dies ungeachtet ihrer schon gewählten Nachfolgerin, die einen guten Ruf genießt.

Die Stimme aus der Opposition für die künftige weitere Beigeordnete muss aus mindestens zwei Gründen als überraschend bewertet werden. In der Aussprache strichen Vertreter der Opposition ihre Unzufriedenheit im Umgang mit ihren Anträgen und mit dem Auswahlverfahren heraus. Nicht nur die Grünen als drittstärkste Fraktion beklagen, in der Regel mit ihren Themen nicht durchzukommen. Zum Verfahren hieß es aus dem Plenum, Götz sei von ihrer Partei benannt worden und die Ausschreibung der Stelle gleichsam auf sie zugeschnitten. Angezweifelt wurde zudem, dass es nötig sei, mit der Aufgabe der Ersten Beigeordneten eine Volljuristin zu betrauen. Schließlich sei das bisher auch nicht für notwendig befunden worden – was kein Argument dagegen ist, etwas zu ändern.

Schon eher hätte darüber geredet werden können, weshalb die CDU eine ihrer Hessen-Kandidatinnen für die Europawahl für dieses Amt vorschlägt. Und zwar ungeachtet des als nicht aussichtsreich geltenden Listenplatzes fünf von Birgit Weckler: Derzeit stellt die hessische Union zwei Abgeordnete im EU-Parlament.

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Die Kritik am Auswahlverfahren mag sachlich berechtigt sein. So hat das Argument etwas für sich, die Vorauswahl in den Parteien schrecke unabhängige Kandidaten ab. Nur: Eine Partei wählt den in ihren Reihen mehrheitsfähigen Bewerber, im vorliegenden Fall eben eine Juristin und Sozial-Pädagogin einerseits und eine Verwaltungs-Expertin andererseits. Unabhängige haben ohnehin keine Chance. Es sei denn, eine Partei hat niemanden aus ihren Reihen. So wie die SPD Friedberg vor der Wahl der künftigen Ersten Stadträtin.

Kurios war die AfD-Kritik, Götz habe ihr Leben weitgehend in Verwaltung und Politik verbracht. Dabei wirkt gerade solch eine Laufbahn wie gemalt für ein Kreisbeigeordneten-Amt. Zumal im Fall der Fachfrau, die ehedem im Kreishaus anfing.

QOSHE - Fachfrau mit Rückwind ins neue Amt - Thorsten Winter
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Fachfrau mit Rückwind ins neue Amt

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22.03.2024

Auf dieses Wahlergebnis kann sich Marion Götz ein Stück weit etwas einbilden. Die künftige weitere Kreisbeigeordnete von der SPD hat im Wetterau-Kreistag eine Stimme mehr bekommen, als das Bündnis von Union und Sozialdemokraten am Dienstag aufbieten konnte. So etwas kommt zwar vor bei Urnengängen dieser Art, ist aber nicht üblich. Diese unerwartete Stimme zeugt von Wertschätzung für die Verwaltungs-Fachfrau über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg. Angesichts dessen dürfen sich die Stadtverordneten von Friedberg gerne nochmals fragen, ob es klug war, Götz über eine mögliche weitere Amtszeit im Rathaus im Unklaren zu lassen und die Erste Stadträtin zu vergraulen. Und dies ungeachtet ihrer schon gewählten........

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