Stand: 27.02.2024, 17:23 Uhr

Von: Andreas Schwarzkopf

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Emmanuel Macron ist mal wieder über das Ziel hinaus geschossen. Denn die Ukraine braucht Munition und Waffen, keine Debatte über Soldaten der Verbündeten als Verstärkung.

Emmanuel Macrons Andeutung über europäische Soldaten in der Ukraine sind nicht hilfreich. Denn niemand will den Krieg gegen die russischen Invasionstruppen ausweiten und deshalb zu Recht die Nato raushalten. Hilfreicher ist da schon der erneut vorgetragene tschechische Vorschlag, dass Kiews Alliierte mangels eigenen Beständen außerhalb Europas Munition kaufen, um der ukrainischen Armee endlich zu liefern, was sie bereits vor einiger Zeit versprochen haben. Die Regierung von Wolodymyr Selenskyj braucht dringend Waffen, Granaten und vieles mehr, um weitere Niederlagen wie in der Stadt Awdijiwka oder an anderen Frontabschnitten zu verhindern.

Macrons unnötiger Vorstoß belegt deshalb eher, dass die europäischen Verbündeten immer noch nicht den Ernst der Lage begriffen haben. Wladimir Putins Armee kommt in dem überfallenen Land nach zahlreichen Rückschlägen und Niederlagen immer mehr in die Offensive.

Macron steht mit Ukraine-Vorstoß alleine da

Die westlichen Verbündeten hingegen streiten wie Deutschland über die Lieferung einzelner Waffensysteme wie den Marschflugkörper „Taurus“. Die Vereinigten Staaten blockieren die dringend benötigten finanziellen und militärischen Hilfen für Kiew. Und die europäischen Verbündeten suchen danach nicht nach Mitteln und Wegen, die Lücke zu stopfen, sondern gefallen sich darin wie Macron unsinnige Debatten zu entfachen.

So nötig Diskussionen über eine neue Sicherheitsarchitektur möglicherweise ohne die USA auch sein mögen, so richtig die Debatte über die Finanzierung einer künftigen Verteidigung und das damit verbundenen Zwei-Prozent-Ziel der Nato auch sind, dürfen die Verantwortlichen in den europäischen Hauptstädten das Wichtigste nicht aus den Augen verlieren. Und das ist nun einmal, die Ukraine im Kampf gegen Putins Regime beizustehen, damit Ukrainerinnen und Ukrainer nicht nur sich, sondern eben auch westliche Werte verteidigen können.

Die westlichen Verbündeten werden sich nicht auf den Erfolgen ausruhen können. Die Erweiterung der Nato im Norden mit Finnland und Schweden ist zwar eine Niederlage Putins, der das Verteidigungsbündnis von der russischen Grenze lieber fernhalten wollte und sicher nicht damit gerechnet hat, dass die Nato in Folge seines völkerrechtswidrigen Überfalls auf das Nachbarland erstarkt.

Sie werden auch viel mehr tun müssen, als weitere Sanktionen gegen Russland zu erlassen. Die Strafen haben bislang vor allem allen gezeigt, dass Russland auch ökonomisch nicht davon kommt, wenn Moskau gewaltsam Grenzen verschieben will. Doch die Sanktionen haben nicht den gewünschten Effekt erzielt, Russland wirtschaftlich so zu schaden, dass es einlenkt. Der US-geführte Westen konnte auch nicht verhindern, dass China dem geächteten Russland beispringt und den Handel mit Moskau enorm ausweitet.

All das zeigt, dass der US-geführte Westen richtigerweise Putins Aggression auf verschiedenen Feldern entgegen getreten ist. Doch beim alles entscheidenden Nachschub mit Waffen und Munition schwächeln sie, worunter vor allem die ukrainischen Soldatinnen und Soldaten leiden.

Kiew bleibt auch kein anderer Weg als der militärische Widerstand. Denn die aktuellen Geländegewinne werden Putin in seinem imperialistischen Ziel ermuntern, die Ukraine erst zu unterwerfen und dann auszulöschen. Dies ändert sich erst, wenn ihm eine militärische Niederlage droht. Erst dann wird er womöglich bereit sein, über einen Frieden zu verhandeln. Sollte Macrons Vorstoß dazu beitragen, dass dies allen westlichen Verbündeten klar wird, dann war er vielleicht nicht vollkommen überflüssig.

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Die Ukraine braucht Waffen und Munition, keine Debatte über Soldaten der Verbündeten

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27.02.2024

Stand: 27.02.2024, 17:23 Uhr

Von: Andreas Schwarzkopf

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Emmanuel Macron ist mal wieder über das Ziel hinaus geschossen. Denn die Ukraine braucht Munition und Waffen, keine Debatte über Soldaten der Verbündeten als Verstärkung.

Emmanuel Macrons Andeutung über europäische Soldaten in der Ukraine sind nicht hilfreich. Denn niemand will den Krieg gegen die russischen Invasionstruppen ausweiten und deshalb zu Recht die Nato raushalten. Hilfreicher ist da schon der erneut vorgetragene tschechische Vorschlag, dass Kiews Alliierte mangels eigenen Beständen außerhalb Europas Munition kaufen, um der ukrainischen Armee endlich zu liefern, was sie bereits vor einiger Zeit versprochen haben. Die Regierung von Wolodymyr Selenskyj braucht dringend Waffen, Granaten und vieles mehr, um weitere Niederlagen wie in der Stadt Awdijiwka oder an anderen Frontabschnitten zu verhindern.

Macrons unnötiger........

© Frankfurter Rundschau


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