Stand: 11.03.2024, 20:09 Uhr

Von: Andreas Schwarzkopf

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Papst Franziskus hat mit seinen Worten zum russischen Krieg gegen die Ukraine zu Recht viel Kritik einstecken müssen. Es ist mehr nötig als ein unausgegorener Vorschlag, um den Frieden zu erreichen. Der Leitartikel.

Nicht einmal nach der harschen Kritik an den Worten von Papst Franziskus zum russischen Krieg gegen die Ukraine hat der Vatikan den Aggressor Wladimir Putin erwähnt, geschweige denn verurteilt. Doch da war es ohnehin zu spät, den Schaden einzugrenzen, den das katholische Oberhaupt mit seinen bestenfalls gut gemeinten Worten angerichtet hatte.

Nachvollziehbar ist, dass viele frustriert sind über den Verlauf des Krieges in der Ukraine. Doch würde eine Kapitulation Kiews, wie von Franziskus nahegelegt, das Leid der Ukrainerinnen und Ukrainer nicht stoppen. Moskaus imperialistisches Kriegsziel ist es, den Nachbarstaat mit allen Mitteln dem eigenen Land einzuverleiben und die Bevölkerung zu russifizieren – ebenfalls mit allen Mitteln. Die ukrainische Bevölkerung hat also gar keine Wahl.

Wenn Franziskus einen Frieden erreichen will, dann hätte er zwingend zuerst den russischen Autokraten Wladimir Putin zum Rückzug auffordern müssen. Ansonsten akzeptiert er dessen Vorgehen und verkennt dessen langfristige imperialistische Pläne.

Unerträglich ist es zudem, dass Franziskus die russischen Kriegsverbrechen weder erwähnt noch verurteilt hat. Sexualisierte Gewalt, Zwangsentführungen und Landraub waren ihm keine Silbe wert.

Würde Kiew die weiße Fahne hissen, würde das Land zudem bedingungslos vor Putin kapitulieren. Über was sollte dann noch verhandelt werden? Putin würde den Sieg für sich reklamieren und die Ukraine würde von der Landkarte verschwinden. Oder glaubt Franziskus, Putin würde der bisherige Landgewinn reichen, er würde den noch nicht eroberten Teil der Ukraine existieren lassen? Ganz bestimmt nicht.

Botschafter gegen den Westen

Der Vorschlag des Papstes ist also nicht nur unvollständig. Er hilft im Grunde ausschließlich Putin und ist ein Bärendienst für Friedensbestrebungen. Die sind nur dann erfolgreich, wenn beide Seiten einsehen, dass sie den Krieg nicht gewinnen können. Davon sind wir aber noch weit entfernt, so bitter das ist. Kriege werden bedauerlicherweise meist erst beendet, wenn die Ressourcen erschöpft sind. Auch das ist nicht der Fall.

Putin hat sein Land auf den Waffengang vorbereitet, und nach dem Überfall sprangen ihm China und andere Staaten bei. Warum sollte er diese Position der Stärke nun räumen, wenn er doch aus seiner Sicht kurz davor ist, den Krieg für sich zu entscheiden, seinen imperialen Traum zu realisieren und seine Macht in Russland von niemandem gefährdet wird, weil er alle Widersacher beseitigt hat?

Hinzu kommt, dass Putins Krieg die Ukraine geeint hat und sich die Regierung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zum Ziel gesetzt hat, die eroberten Gebiete zurückzuerobern. Deshalb wird Selenskyj vorerst die Stellung halten und darauf warten, dass die westlichen Verbündeten endlich die versprochenen Waffen und Munition liefern.

Es ist also viel mehr nötig, diesen Krieg zu beenden, als ein paar Worte des Papstes und ein damit verbundener unausgegorener Vorschlag. Einer der wesentlichen Fragen ist, wie man Putin dazu bringt, einzulenken. Erst dann kann über Frieden verhandelt werden. Doch was diese Gespräche dann bringen, hängt davon ab, ob Putin noch im Amt ist, wie stark oder schwach die russische Armee und Wirtschaft noch ist.

Diese Phasen sollte auch niemand durcheinander bringen. Der Krieg hat nun einmal andere Gesetze als Friedensgespräche. Man wird immer mal wieder ausloten müssen, ob Putin gesprächsbereit ist. Bis dahin wird der Westen die Ukraine in ihrem Kampf unterstützen müssen, um deren und unsere Freiheit zu verteidigen.

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Niederlage für Papst Franziskus – und ein Bärendienst für Friedensbestrebungen

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11.03.2024

Stand: 11.03.2024, 20:09 Uhr

Von: Andreas Schwarzkopf

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Papst Franziskus hat mit seinen Worten zum russischen Krieg gegen die Ukraine zu Recht viel Kritik einstecken müssen. Es ist mehr nötig als ein unausgegorener Vorschlag, um den Frieden zu erreichen. Der Leitartikel.

Nicht einmal nach der harschen Kritik an den Worten von Papst Franziskus zum russischen Krieg gegen die Ukraine hat der Vatikan den Aggressor Wladimir Putin erwähnt, geschweige denn verurteilt. Doch da war es ohnehin zu spät, den Schaden einzugrenzen, den das katholische Oberhaupt mit seinen bestenfalls gut gemeinten Worten angerichtet hatte.

Nachvollziehbar ist, dass viele frustriert sind über den Verlauf des Krieges in der Ukraine. Doch würde eine Kapitulation Kiews, wie von Franziskus nahegelegt, das Leid der Ukrainerinnen und Ukrainer nicht stoppen. Moskaus imperialistisches Kriegsziel ist es, den Nachbarstaat........

© Frankfurter Rundschau


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