Stand: 12.01.2024, 17:43 Uhr

Von: Andreas Schwarzkopf

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Die USA greifen mit Hilfe Großbritanniens die Huthi-Rebellen auf deren Territorium an und eskalieren den Konflikt mit ihnen. Gelöst wird er damit nicht.

Die Regierung von US-Präsident Joe Biden hat mit dem Angriff der USA und Großbritanniens auf Huthi-Stellungen im Jemen diesen Konflikt nicht nur eskaliert, sondern auch die Sorgen angefacht, wonach der Krieg zwischen Israel und der Hamas sich ausdehnen könnte. Denn diesmal hat die US-Armee nicht nur Raketen der sogenannten Rebellen abgefangen, sondern vor allem Militärgebäude in einem souveränen Staat attackiert.

Bisher haben die Machthaber im Jemen diese Grenzüberschreitung als das verstanden, was sie ist: eine Warnung, nicht weiter Schiffe im Roten Meer anzugreifen und keine Raketen mehr auf Israel zu feuern. Doch die Angst wächst mit jeder dieser Militäraktionen wie auch etwa mit der gezielten Tötung des Hamas-Führungskaders Saleh al-Arouri jüngst in Beirut, dass eine dieser Machtdemonstrationen einen der Konflikte unkontrollierbar eskalieren lässt. Da ist es ein schwacher Trost, dass seit dem barbarischen Überfall der radikal islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober bisher der befürchtete Flächenbrand ausblieb.

Allerdings wird die US-Militäraktion mit britischer Hilfe den Konflikt mit den Huthi nicht lösen. Die Rebellen haben sich dank iranischer Hilfe von einer Miliz zu einer modernen Armee gewandelt, die den Krieg gegen Saudi-Arabien gewonnen hat. Die US-Raketen werden also bestenfalls die Huthi dazu bringen, sich zurückzuhalten.

Das würde jedenfalls zur Strategie des Iran passen. Die Mullahs haben zwar seit dem 7. Oktober verbal aufgerüstet, aber nicht die offene Konfrontation mit dem Erzfeind Israel gesucht. Teheran setzt offensichtlich darauf, weiter mit kleinen Schritten ihre Machtbasis in der Region auszubauen. Dabei sind sie erschreckend weit gekommen: die Huthi im Jemen, Milizen in Syrien und großen Einfluss im Irak sowie die bedrohliche Hisbollah im Libanon.

Zu Recht lässt sich dies auch als Niederlage des US-geführten Westens beschreiben. Denn weder die Verhandlungen mit dem iranischen Regime über das Atomprogramm noch harsche US-Sanktionen haben das Machtstreben Teherans eingehegt. Auch der Versuch der Biden-Regierung, Israel mit Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten zu einem Bündnis zu bewegen, hat dazu beigetragen.

Weniger pessimistisch lässt sich aber auch sagen, die bisherige Suche nach dem Umgang mit dem Iran hat noch nicht zu einem guten Mittel geführt. Und wie soll man auch einem Regime Einhalt gebieten, dass keine Rücksicht auf Verluste für das eigene Machtstreben nimmt?

Wenn also große Pläne nicht zum Ziel führen, bleibt die Politik der kleinen Schritte. Und hier haben sich die USA im Konflikt mit den Huthi an die vielen Regeln des Völkerrechts gehalten.

Biden hat nach dem Beginn der Huthi-Attacken im Oktober einen Alleingang vermieden und darauf gewartet, bis der UN-Sicherheitsrat im Dezember verlangte, die Huthi müssen die Attacken einstellen. Die Huthi hätten den Konflikt auch friedlich beilegen können, nachdem Washington am 3. Januar unterstützt von anderen Staaten erneut die Rebellen warnte. Doch die Huthi entschieden sich anders und bereiteten weitere Attacken auf Handelsschiffe vor. Das konnten weder die USA noch die internationale Gemeinschaft hinnehmen.

Diese unbefriedigende Politik der kleinen Schritte scheint derzeit die einzige Möglichkeit, mit der verhindert werden könnte, dass die verschiedenen Konflikte im Nahen Osten sich zumindest nicht weiter ausdehnen und zu einem Flächenbrand werden.

B ericht S. 7

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Spirale der Gewalt

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12.01.2024

Stand: 12.01.2024, 17:43 Uhr

Von: Andreas Schwarzkopf

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Die USA greifen mit Hilfe Großbritanniens die Huthi-Rebellen auf deren Territorium an und eskalieren den Konflikt mit ihnen. Gelöst wird er damit nicht.

Die Regierung von US-Präsident Joe Biden hat mit dem Angriff der USA und Großbritanniens auf Huthi-Stellungen im Jemen diesen Konflikt nicht nur eskaliert, sondern auch die Sorgen angefacht, wonach der Krieg zwischen Israel und der Hamas sich ausdehnen könnte. Denn diesmal hat die US-Armee nicht nur Raketen der sogenannten Rebellen abgefangen, sondern vor allem Militärgebäude in einem souveränen Staat attackiert.

Bisher haben die Machthaber im Jemen diese Grenzüberschreitung als das verstanden, was sie ist: eine Warnung, nicht weiter Schiffe im Roten Meer anzugreifen und keine Raketen mehr auf Israel zu feuern. Doch die Angst wächst mit........

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