Stand: 05.04.2024, 13:58 Uhr

Von: Manfred Niekisch

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Naturtourismus hilft beim Erhalt seltener Arten. Nashorn, Löwe und Co. werden geschützt, weil sie viel Geld in die Kassen spülen. Die Kolumne

Man darf davon ausgehen, dass sie es nicht wissen, die Giraffen. Sie gehören nicht zu den viel zitierten Big Five der afrikanischen Fauna. Nashorn, Leopard, Löwe, Büffel, Elefant. Sie werden gerade wieder in den Broschüren angepriesen, die für Afrika-Safaris werben.

Natürlich sollen die Safarigäste auch Giraffen sehen, und Flusspferde und Antilopen und Zebras und und und. Für die Reiseveranstalter scheint sich eine sehr erfolgreiche Saison anzubahnen. Die Reiselust der Deutschen läuft, da die Pandemie vorbei ist, wieder zu Höchstformen auf. Doch der erlauchte Club der Großen Fünf, der Big Five, ist ein stehender Begriff und umfasst eben nur die fünf genannten Arten.

Ehrenrührig ist das nicht. Denn die Bezeichnung entstand einst in den Kreisen der Großwildjäger. Deren Ziel war es, genau von diesen Arten wuchtige Trophäen mitzubringen.

Da braucht man sich nicht zu wundern, dass in beliebten Jagdländern Afrikas und Asiens kaum noch Elefanten mit großen Stoßzähnen herumlaufen. Die wurden bevorzugt abgeschossen, wegen dieser Elfenbein-Andenken, so wurde in den Populationen die genetische Veranlagung für große Stoßzähne regelrecht ausgemerzt.

Dass immer noch Reisebüros damit werben, ihrer Kundschaft die Big Five nahezubringen, ist nicht weiter schlimm, da die Zielgruppe überwiegend naturbegeisterte Urlauberinnen und Urlauber sind. Es gibt sie aber noch, die Großwildjäger, die mit kolonialistischem Gehabe und Schießlust auf die Wildtiere ballern.

Deren Jagden sind gut organisiert und bringen viel Geld in arme Länder. Manche nehmen das als Argument, diese Form der Jagd zu verteidigen. Weil jedoch so Schlupflöcher entstehen, mit denen die legale Ausfuhr von Jagdtrophäen wie Stoßzähnen und Nashornköpfen genutzt werden kann, um illegale Exporte aus Wilderei zu tarnen, fordern Tierschützerinnen und Tierschützer seit langem von der Politik, solche Importe ganz zu verbieten.

Ansonsten ist der Tourismus in Nationalparken und anderen Schutzgebieten ein Segen für viele arme Länder. In manchen Filetstücken des Naturschutzes, darunter die Galapagos-Inseln und die Antarktis, gibt es inzwischen strikte Regelungen und rigorose Beschränkungen zum Schutz der Natur. In manchem Klassiker der Nationalparke wie der Serengeti läuft es immerhin besser als früher, als immer neue Pisten entstanden, um den Wildtieren näher auf die Pelle rücken zu können. Da liegt es an den auf Trinkgeld erpichten Fahrern und am Verantwortungsbewusstsein der Reisenden selbst, dass Pisten nicht verlassen werden und vernünftige Abstände zu Geparden, Löwen und Co. eingehalten werden.

Die Naturschätze sind ein wertvolles Potenzial gerade in armen Ländern von Ecuador bis Tansania. Dort, wo sie Geld bringen, ist die Chance groß, dass sie deswegen erhalten werden. Würden etwa die Berggorillas in Ruanda nicht so viele Devisen in die Kassen spülen, wären sie vermutlich inzwischen ausgerottet.

Nicht schön, so ein pragmatischer Ansatz der Vermarktung? Realistisch ist er jedenfalls. Natürlich muss der Natur-Tourismus insgesamt noch viel umweltverträglicher werden. Aber er ist viel besser als Bergbau, Soja, Abholzung.

Manfred Niekisch ist Biologe und ehemaliger Zoodirektor.

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Devisen retten die Big Five

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05.04.2024

Stand: 05.04.2024, 13:58 Uhr

Von: Manfred Niekisch

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Naturtourismus hilft beim Erhalt seltener Arten. Nashorn, Löwe und Co. werden geschützt, weil sie viel Geld in die Kassen spülen. Die Kolumne

Man darf davon ausgehen, dass sie es nicht wissen, die Giraffen. Sie gehören nicht zu den viel zitierten Big Five der afrikanischen Fauna. Nashorn, Leopard, Löwe, Büffel, Elefant. Sie werden gerade wieder in den Broschüren angepriesen, die für Afrika-Safaris werben.

Natürlich sollen die Safarigäste auch Giraffen sehen, und Flusspferde und Antilopen und Zebras und und und. Für die Reiseveranstalter scheint sich eine sehr erfolgreiche Saison anzubahnen. Die Reiselust der Deutschen läuft, da die Pandemie vorbei ist, wieder zu Höchstformen auf. Doch der erlauchte Club der Großen Fünf,........

© Frankfurter Rundschau


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