Hannover. Ist das die befürchtete Unterwanderung von rechts? Jens Keller, AfD-Fraktionschef im Rat, ist jetzt Mitglied des Personalrats von Aha, einem kommunalen Unternehmen mit 2000 Mitarbeitenden. Und nicht nur das: Er hat auch noch die meisten Stimmen bekommen.

Die Wahl Kellers in den Personalrat fällt nicht vom Himmel, und sie ist auch nicht Resultat einer ideologischen Strategie der hannoverschen AfD. Vielmehr hat der Zuspruch für den Angehörigen einer in Teilen rechtsextremen Partei viel mit der Stimmungslage in der Belegschaft zu tun – und damit, dass Geschäftsführung und Gewerkschaft viel zu lange untätig waren.

Der Jens sei ein Netter, sagen sie bei Aha, und er setze sich für seine Kolleginnen und Kollegen ein. Das mag so sein, dennoch erklärt die Kollegialität Kellers noch nicht, warum fast die Hälfte der Wähler für ihn gestimmt hat. Sein Erfolg ist zugleich eine Klatsche für den amtierenden Personalratschef Sascha Eckstein. Eine Protestwahl also? In Teilen schon.

Schon seit einiger Zeit herrscht Unmut in der Aha-Belegschaft. Der Grund: Geschäftsführung und Personalrat denken darüber nach, in ein anderes Tarifsystem zu wechseln. Beschäftigte befürchten, dass mit der Umstellung Lohneinbußen verbunden sein werden. Unzufriedenheit ist Wasser auf die Mühlen einer Partei, die vorgibt, sich gegen das sogenannte Establishment zu stellen. Da musste Keller nicht mehr viel tun.

Geschäftsführung und Gewerkschaft müssen sich vorwerfen lassen, die Stimmung im Betrieb ignoriert und das Feld achselzuckend einem Mann überlassen zu haben, der sich mit dem Faschisten Björn Höcke ablichten ließ. Jetzt ist Aufklärungsarbeit an der Basis gefragt, über Tarife und über Politik. Geschäftsführung und Gewerkschaft müssen auf ihre Leute zugehen und mit ihnen reden – auf Augenhöhe.

HAZ

QOSHE - AfD-Personalrat bei Aha: Gewerkschaft und Geschäftsführung haben geschlafen - Andreas Schinkel
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AfD-Personalrat bei Aha: Gewerkschaft und Geschäftsführung haben geschlafen

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28.02.2024

Hannover. Ist das die befürchtete Unterwanderung von rechts? Jens Keller, AfD-Fraktionschef im Rat, ist jetzt Mitglied des Personalrats von Aha, einem kommunalen Unternehmen mit 2000 Mitarbeitenden. Und nicht nur das: Er hat auch noch die meisten Stimmen bekommen.

Die Wahl Kellers in den Personalrat fällt nicht vom Himmel, und sie ist auch nicht Resultat einer ideologischen Strategie der hannoverschen AfD. Vielmehr hat der Zuspruch für den........

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