Berlin. Es geschieht selten, dass der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Verantwortung für Fehler übernimmt. Dass er es nun getan hat, nachdem sieben Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen bei einem israelischen Angriff getötet worden sind, ändert nichts an der berechtigten internationalen Empörung.

Der Beschuss, bei dem neben einem Palästinenser drei Briten, eine Australierin, ein Pole und ein kanadisch-amerikanischer Doppelstaatsbürger ums Leben kamen, beweist erneut, dass Israel im Gazakrieg jede Verhältnismäßigkeit abhandengekommen ist.

In Gaza sterben mehrere Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) durch einen israelischen Luftschlag.

Quelle: dpa

Ja, die Hamas hat den Krieg mit dem Massaker vom 7. Oktober vom Zaun gebrochen. Ein demokratischer Staat wie Israel muss sich aber an anderen Maßstäben messen lassen als eine Terrororganisation wie die Hamas.

Kritikerinnen und Kritiker werfen Israel vor, Hunger als Waffe einzusetzen. World Central Kitchen ist im Gazastreifen, um Menschen mit Essen zu versorgen. Der Gründer der Organisation, der spanisch-amerikanische Starkoch José Andrés, fordert von Israels Regierung: „Sie muss heute aufhören, Zivilisten und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen zu töten. Sie muss heute die lange Reise zum Frieden beginnen.“

Netanjahu allerdings lässt keine Kompromiss­bereitschaft erkennen, was auch daran liegen mag, dass seine Tage als Regierungschef nach dem Krieg gezählt sein dürften. Dafür nimmt er in Kauf, noch die engsten Verbündeten zu verprellen. US-Präsident Joe Biden kritisiert offen, Israel unternehme trotz aller Appelle nicht genug, um Helfer und Zivilisten zu schützen. Polens Ministerpräsident Donald Tusk sieht die Solidarität mit Israel auf eine harte Probe gestellt.

Israel ist zunehmend isoliert. Das spielt ausgerechnet der Hamas in die Hände. Es ist höchste Zeit für Netanjahu, endlich auf die wenigen verbliebenen Verbündeten Israels zu hören.

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03.04.2024

Berlin. Es geschieht selten, dass der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Verantwortung für Fehler übernimmt. Dass er es nun getan hat, nachdem sieben Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen bei einem israelischen Angriff getötet worden sind, ändert nichts an der berechtigten internationalen Empörung.

Der Beschuss, bei dem neben einem Palästinenser drei Briten, eine Australierin, ein Pole und ein kanadisch-amerikanischer Doppelstaatsbürger ums Leben kamen, beweist........

© HAZ


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