Jerusalem. Im an Schrecken nicht armen Nahost­konflikt gibt es eine neue unerfreuliche Wendung: Die israelische Delegation zieht sich aus den Verhandlungen über eine Feuerpause in Gaza und über damit verbundene Geisel­freilassungen zurück. Minister­präsident Benjamin Netanjahu weist die Gegen­forderung der Terror­organisation Hamas nach Freilassung palästinensischer Häftlinge als „wahnhaft“ zurück.

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Es lässt sich hoffen, dass dies Teil von Verhandlungs­taktik ist, in der frühe Abreisen und Gepolter mit zum Spiel gehören. Immerhin: Netanjahu hat eine Rückkehr zu den Gesprächen nicht ausgeschlossen, auf manche Halbsätze kann es in einer solchen Lage ankommen.

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Mehr als bitter allerdings ist, dass es bei diesem Gezerre um Menschen­leben geht: Jeder Tag des Hin und Her kann tödlich sein für die über 100 verbliebenen israelischen Geiseln, jeder Tag mehr kann ihre nach vier Monaten Gefangenschaft mit Sicherheit angegriffene körperliche und psychische Gesundheit weiter ruinieren, jeder Tag mehr bedeutet weitere Angst für ihre Angehörigen und Freunde.

Und nicht nur das: Eine Feuerpause ließe auch Raum für die Versorgung derer, die in Gaza vor den israelischen Angriffen geflohen sind und in Not­unterkünften und Zelten ausharren. Nur ein Bruchteil der benötigten Lebensmittel und Medikamente kommt an. Darüber lässt sich erschüttert sein, ohne dass damit die Verurteilung der Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 relativiert wird.

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Für die Feuerpausen­verhandlungen drängt also die Zeit. Nicht umsonst dringen Außenministerin Annalena Baerbock und viele andere so sehr darauf. Israel muss nicht auf jede Hamas-Forderung eingehen. Die eigene Profilierung allerdings darf nicht im Vordergrund stehen. Die Beteiligung internationaler Vermittler – darunter die dem Land wohlgesonnenen USA – sollte als Rück­versicherung genommen werden. In der fortwährenden Eskalation liegt jedenfalls keine Lösung.

QOSHE - Netanjahu riskiert das Leben der Geiseln - Daniela Vates
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Netanjahu riskiert das Leben der Geiseln

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15.02.2024

Jerusalem. Im an Schrecken nicht armen Nahost­konflikt gibt es eine neue unerfreuliche Wendung: Die israelische Delegation zieht sich aus den Verhandlungen über eine Feuerpause in Gaza und über damit verbundene Geisel­freilassungen zurück. Minister­präsident Benjamin Netanjahu weist die Gegen­forderung der Terror­organisation Hamas nach Freilassung palästinensischer Häftlinge als „wahnhaft“ zurück.

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