Der Terroranschlag bei Moskau mit fast 140 Toten wirft einmal mehr ein Schlaglicht auch auf die angespannte Sicherheitslage in Deutschland und Westeuropa. Denn hinter dem Anschlag steckt nach dem bisherigen Kenntnisstand der „Islamische Staat Provinz Khorasan“ (ISPK) – eine Terrororganisation, die auch hierzulande bereits aktiv ist.

Dass die Terrorgefahr in Deutschland hoch ist, ist dabei keine Neuigkeit. Seit Jahren warnen Sicherheitsbehörden und Terrorismusexperten davor, die Gefahr durch gewaltbereite Islamisten zu unterschätzen. Zwar gab es seit dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz 2016 keine größeren islamistischen Anschläge in Deutschland. Doch weder ist die mörderische Ideologie des Dschihadismus seitdem weniger gefährlich geworden, noch hat sie wie von Wunderhand all ihre Anhänger in Deutschland und anderen westlichen Ländern verloren.

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Nachrichtendienste und Sicherheitsbehörden haben in den vergangenen Jahren, oft auch nach Hinweisen ausländischer Nachrichtendienste, mehrfach geplante Anschläge vereitelt. Seit dem mörderischen Angriff der Hamas auf Israel und mit dem darauffolgenden Krieg in Gaza ist die Gefahr durch radikalisierte islamistische Einzeltäter im vergangenen Jahr auch in Europa einmal mehr angestiegen.

Trotz dieser längst bekannten Gefahren gibt der Anschlag auf den Konzertsaal in einem Moskauer Vorort auch in Deutschland Anlass für neue Sorgen. Denn es ist bereits der zweite Anschlag binnen drei Monaten, für den der aus Afghanistan stammende IS-Ableger ISPK verantwortlich zeichnet, und der durch eine besonders hohe Opferzahl und aufwendige Planung auffällt.

Im iranischen Kerman detonierte am 3. Januar zunächst ein einzelner Sprengsatz, dann einige Minuten später ein zweiter – wohl um flüchtende Menschen zu töten. Mehr als 90 Menschen verloren ihr Leben. In Krasnogorsk bei Moskau haben am Freitag mindestens vier Täter um sich geschossen und Feuer in dem Konzertsaal gelegt und so fast 140 Menschen ermordet. Beide Taten unterscheiden sich in ihrer Komplexität von den Taten durch IS-Propaganda radikalisierte Einzeltäter, die in den vergangenen Jahren in Europa zu beobachten waren. Hinter solchen Anschlägen stecken in der Regel ein Netzwerk und umfangreiche Vorbereitung. Wenn der ISPK Anschläge dieser Größenordnung in Russland oder im Iran orchestrieren kann, können ähnliche Taten in Europa und auch in Deutschland nicht ausgeschlossen werden.

Nach dem Terroranschlag in Russland wird darüber diskutiert, wie hoch die Gefahr für Deutschland und die bevorstehende Fußball-Europameisterschaft ist.

Quelle: dpa

Der Verfassungsschutz warnte bereits im Juni 2023 vor Anschlagsplanungen des ISPK in Deutschland und anderen westlichen Ländern. In einem Jahr, in dem in Deutschland die Fußball-Europameisterschaft der Männer und in der französischen Hauptstadt Paris die Olympischen Spiele stattfinden, ist deshalb besondere Vorsicht der Sicherheitsbehörden notwendig.

Eine absolute Sicherheit gegen Terrorismus kann es nicht geben. Stadien, Public Viewings und andere Orte können und müssen von der Polizei geschützt werden. Es ist aber weder möglich noch gesellschaftlich erstrebenswert, sie so sehr zu Festungen hochzurüsten, dass sie gegen jeden Angriff geschützt sind. Umso wichtiger ist es deshalb, dass mögliche Anschlagspläne schon im Vorfeld erkannt und gestoppt werden.

Dass die deutschen Sicherheitsbehörden im vergangenen Dezember frühzeitig von mutmaßlichen Anschlagsplänen auf den Kölner Dom Wind bekamen und erst in der vergangenen Woche zwei Islamisten festnehmen konnten, die einen Anschlag auf das schwedische Parlament geplant haben sollen, lässt hoffen, dass dies auch zukünftig gelingt. In beiden Fällen war nach Erkenntnissen der Ermittler der ISPK involviert.

QOSHE - Auch wir sind vom islamistischen Terror bedroht - Felix Huesmann
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Auch wir sind vom islamistischen Terror bedroht

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25.03.2024

Der Terroranschlag bei Moskau mit fast 140 Toten wirft einmal mehr ein Schlaglicht auch auf die angespannte Sicherheitslage in Deutschland und Westeuropa. Denn hinter dem Anschlag steckt nach dem bisherigen Kenntnisstand der „Islamische Staat Provinz Khorasan“ (ISPK) – eine Terrororganisation, die auch hierzulande bereits aktiv ist.

Dass die Terrorgefahr in Deutschland hoch ist, ist dabei keine Neuigkeit. Seit Jahren warnen Sicherheitsbehörden und Terrorismusexperten davor, die Gefahr durch gewaltbereite Islamisten zu unterschätzen. Zwar gab es seit dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz 2016 keine größeren islamistischen Anschläge in Deutschland. Doch weder ist die mörderische Ideologie des Dschihadismus seitdem weniger gefährlich geworden, noch hat sie wie von Wunderhand all ihre Anhänger in Deutschland und anderen westlichen Ländern verloren.

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