Es lief die 86. Minute im Bochumer Ruhrstadion, als Thomas Tuchel sich endgültig auf seine Trainerbank setzte. Sekunden zuvor hatte der eingewechselte Leroy Sané leichtfertig die Großchance vergeben, seinen FC Bayern noch mal zurück ins Spiel zu bringen. Doch der Edeljoker scheiterte völlig freistehend an VfL-Keeper Manuel Riemann. Tuchels Reaktion auf das Nicht-Tor zum 2:3 war eine Mischung aus Frust, Verzweiflung und Fassungslosigkeit.

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Genau diesen Eindruck vermittelte der Coach schon einige Mal in dieser Saison – auch am vergangenen Wochenende nach der 0:3-Klatsche in Leverkusen, zuletzt dann vier Tage später beim 0:1 gegen Lazio Rom. Nun also Bochum. Auch der VfL – Tabellenfünfzehnter - entzauberte und besiegte den Rekordmeister. Und die Abschluss-Begegnung des 22. Spieltags lieferte gleich drei Erkenntnisse:

Ob er überhaupt noch die nächsten Tage oder das Rückspiel gegen die Italiener am 5. März erleben wird, ist derzeit völlig offen. Auch in Bochum schaffte er es nicht, seiner Mannschaft einen Matchplan oder eine Taktik zu vermitteln, mit der man auf dem tiefen Geläuf gegen eine kämpferisch starke Truppe bestehen kann. Der VfL fightete um jeden Meter, warf sich in jeden Zweikampf, war abgebrühter vor dem Tor – was für ein Armutszeugnis für das Starensemble um Harry Kane, der zwar den Rekord von Erling Haaland (25 Treffer in 22 Spielen) knackte, aber in zwei entscheidenden Szenen komplett versagte. Nach knapp 20 Minuten lief er allein aufs Tor und hätte auf 2:0 stellen müssen, schlenzte aber kläglich drüber. Und sein Kopfball in der Nachspielzeit – völlig unbedrängt aus zwei Metern – hätte den Ausgleich bedeutet und die Tuchel-Debatte zumindest etwas verdrängen können.

So dürfte die dritte Pleite in Folge der letzte Sargnagel auf die Ära des Champions-League-Siegers (mit Chelsea) gewesen sein. Wer ihn in den vergangenen Tagen und Wochen beobachtet hat, wer ihm zuhört und kennt, ahnt, dass Tuchel selbst schon aufgegeben hat. Er weiß, dass seine Zeit abgelaufen ist – ob jetzt, nach dem Rückspiel gegen Lazio - oder spätestens im Sommer.

QOSHE - Tuchel ist am Ende – und Leverkusen wird Meister - Heiko Ostendorp
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Tuchel ist am Ende – und Leverkusen wird Meister

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19.02.2024

Es lief die 86. Minute im Bochumer Ruhrstadion, als Thomas Tuchel sich endgültig auf seine Trainerbank setzte. Sekunden zuvor hatte der eingewechselte Leroy Sané leichtfertig die Großchance vergeben, seinen FC Bayern noch mal zurück ins Spiel zu bringen. Doch der Edeljoker scheiterte völlig freistehend an VfL-Keeper Manuel Riemann. Tuchels Reaktion auf das Nicht-Tor zum 2:3 war eine Mischung aus Frust, Verzweiflung und Fassungslosigkeit.

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Genau diesen Eindruck vermittelte der Coach schon einige Mal in........

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