Am 23. März jährt sich die Amtszeit von Thomas Tuchel beim FC Bayern erstmalig. An diesem Datum wurde sein Vorgänger Julian Nagelsmann, der am Samstagabend beim Bundesliga-Topspiel als Bundestrainer auf der Tribüne der BayArena saß, entlassen – während seines Skiurlaubs, nach einem 1:2 in Leverkusen.

Tuchel dürfte dieses Schicksal zumindest in den nächsten Tagen (noch) nicht ereilen, ob er aber den 23. März oder das Saisonende als Bayern-Trainer erlebt? Spätestens seit der 0:3-Klatsche im Spitzenspiel fraglicher denn je. Mit seinen personellen Rochaden lag er daneben, so gut er diese auch zu erklären versuchte. Und dass seine Topstars Harry Kane, Jamal Musiala und Leroy Sané mitunter fast schon lustlos wirkten, dürfte auch nicht unbedingt auf die „Darum-müssen-wir-den-Trainer-unbedingt-halten“-Liste der Bayern-Bosse kommen.

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Sein Gegenüber dagegen, Xabi Alonso, hat seine Meisterprüfung endgültig bestanden. Auch er überraschte bei der Aufstellung, ließ seinen einzigen Stoßstürmer Patrik Schick zunächst genauso draußen wie den so häufig überragenden Jeremie Frimpong und Topscorer Jonas Hofmann (13 Torbeteiligungen). Auswirkungen? Alonsos Mannschaft funktionierte trotzdem wieder mal wie eine gut geölte Maschine, jedes Rädchen griff ins andere. Dass ausgerechnet die 1B-Lösungen die Partie mitentschieden, passte komplett ins aktuelle Bild beider Vereine.

Bayerns Leihgabe Josip Stanisic nutzte den Tiefschlaf von 30-Millionen-Neuzugang Sacha Boey, der eigentlich für die rechte Seite geholt wurde, aber auf links spielte. Und Nathan Tella zeigte nicht nur bei seinem Traumpass vor dem 2:0 von Alejandro Grimaldo, dass der Leverkusener Kader nahezu auf allen Positionen doppelt meisterwürdig besetzt ist. Dass Edeljoker Frimpong dann auch noch für den emotionalen Höhepunkt sorgte, rundete den Abend für den Tabellenführer ab.

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Viel entscheidender aber: Während man bei Bayern nicht zum ersten Mal, sondern eher zunehmend das Gefühl hat, dass es zwischen Coach und Team nicht passt, steht im Rheinland ein ganzer Klub hinter seinem Übungsleiter – ob Fan, Ersatzspieler oder Verantwortlicher. Alonso hat sogar einen eigenen Song!

Dem Spanier ist in 16 Monaten gelungen, worauf Tuchel noch immer wartet: eine Einheit zu bilden, die auf dem Platz funktioniert und deren Enthusiasmus, Einstellung und Leidenschaft sich auf den Rest des Klubs überträgt. Egal, wie viele Titel er im Sommer mit Bayer tatsächlich holen wird – er ist schon jetzt ein Kandidat für nahezu jeden Topklub von Madrid bis München.

Und Tuchel? In den Skiurlaub sollte der aktuell besser nicht fahren …

QOSHE - Warum Tuchel jetzt besser nicht in den Skiurlaub fahren sollte - Heiko Ostendorp
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Warum Tuchel jetzt besser nicht in den Skiurlaub fahren sollte

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11.02.2024

Am 23. März jährt sich die Amtszeit von Thomas Tuchel beim FC Bayern erstmalig. An diesem Datum wurde sein Vorgänger Julian Nagelsmann, der am Samstagabend beim Bundesliga-Topspiel als Bundestrainer auf der Tribüne der BayArena saß, entlassen – während seines Skiurlaubs, nach einem 1:2 in Leverkusen.

Tuchel dürfte dieses Schicksal zumindest in den nächsten Tagen (noch) nicht ereilen, ob er aber den 23. März oder das Saisonende als Bayern-Trainer erlebt? Spätestens seit der 0:3-Klatsche im Spitzenspiel fraglicher denn je. Mit seinen personellen Rochaden lag er daneben, so gut er diese auch zu erklären versuchte. Und dass seine Topstars Harry........

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