Die Menschen in Fürstenau haben in einem Bürgerentscheid mehrheitlich für die Unterbringung von Geflüchteten in ihrer Mitte gestimmt. Gratulation. Die Bürger der Kleinstadt bei Osnabrück sind ganz offensichtlich in der Lage, populistischen Reflexen zu widerstehen. Sie haben politische Vernunft bewiesen. Das Votum ist gut für Fürstenau, gut für Niedersachsen und obendrein ein Signal der Menschlichkeit in Zeiten, in denen andere über die Deportation Hunderttausender aus Deutschland fantasieren.

Jetzt stand das Schicksal von Geflüchteten vermutlich nicht im Mittelpunkt der Erwägungen der meisten Fürsprecher der Unterkunft. Die Landesaufnahmebehörde will hier rund 500 von ihnen unterbringen – ganz schön viele Fremde für eine Kleinstadt mit nicht einmal 10.000 Einwohnern. Das Hauptargument der Gegner, die Integration komme dabei zu kurz, überzeugt trotzdem nicht. In so einer Unterkunft wie vom Land geplant, bleiben die Menschen ohnehin nur vorübergehend, bis sie dauerhaft einer Kommune zugewiesen sind.

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Die meisten Fürstenauer haben vielmehr eine Entscheidung getroffen, die gut für den städtischen Haushalt ist und hilft, ein brachliegendes Gelände für Industrieansiedlungen fit zu machen. Für eine Million Euro im Jahr will das Land eine leer stehende Kaserne auf dem Gelände mieten, zunächst für fünf Jahre mit Option auf weitere fünf. Das Geld hilft, das neue Industriegebiet zu erschließen. Das ist langfristig gut für Fürstenau.

Der Bürgerentscheid pro Flüchtlingsunterkunft bringt die Landesregierung zudem ihrem Ziel näher, die eigenen Unterbringungskapazitäten landesweit auf dauerhaft 20.000 Plätze auszubauen. Noch fehlen dazu 4000 Plätze, was im Moment kein Problem ist, weil die landeseigenen Unterkünfte nur zu einem Drittel belegt sind. Wie schnell aber der Bedarf in die Höhe schnellen kann, hat die Vergangenheit mehrfach gezeigt. Beides hatten die Bürger in der Stimmkabine im Blick. So geht verantwortungsvolle Politik.

HAZ