Boris Pistorius hat seit Beginn seiner Amtszeit jede Menge zu tun. Und er hat auch bereits eine Menge erreicht. Der Verteidigungsminister hat das Beschaffungswesen der Bundeswehr gestrafft, der Ukraine immer wieder Solidarität signalisiert und den deutschen Streitkräften selbst ihre zuletzt arg ramponierte Würde zurückgegeben. Das ist schon was. Zugleich wird der Sozialdemokrat nicht müde, der Gesellschaft mit der ebenso umstrittenen wie wachrüttelnden Vokabel „Kriegstüchtigkeit“ ein radikales Umdenken zuzumuten. Sie war darauf fixiert, Verteidigung an eine Berufsarmee zu delegieren – und mit ihr auch den Gedanken daran. Damit ist Schluss.

Pistorius’ Bündelung der Führungsstrukturen – jetzt im „Osnabrücker Erlass“ zusammengefasst – ergibt Sinn, ohne ein großer Wurf zu sein. Der Apparat wird ein bisschen schlanker. Die Cybersicherheit bekommt einen höheren Rang. Die größten Herausforderungen stehen dem Minister aber noch bevor.

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Er muss das Duell mit dem sparwütigen Bundesfinanzminister Christian Lindner wagen. Für 2025 hat er von seinem liberalen Kabinettskollegen ein Plus von 6,5 Milliarden Euro gefordert. Das ist mehr als nötig – und vermutlich weniger als möglich. Zumal nicht zuletzt die SPD darüber wachen wird, dass fürs Soziale genug übrig bleibt.

Noch gravierender ist der Personalmangel einer Truppe, die nicht wie angestrebt wächst, sondern schrumpft. Pistorius wird deshalb nicht umhinkommen, ein Light-Modell der Wehrpflicht wieder einzuführen nach dem Motto: alle Mitglieder eines Jahrgangs mustern, aber nur die Willigen und gleichzeitig Fähigen dann auch ziehen. Dafür wird er an allen Fronten kämpfen müssen – mit der Ampelkoalition, der Wirtschaft und der Gesellschaft. Doch es führt kein Weg daran vorbei.

QOSHE - Die großen Kämpfe stehen Boris Pistorius noch bevor - Markus Decker
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Die großen Kämpfe stehen Boris Pistorius noch bevor

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30.04.2024

Boris Pistorius hat seit Beginn seiner Amtszeit jede Menge zu tun. Und er hat auch bereits eine Menge erreicht. Der Verteidigungsminister hat das Beschaffungswesen der Bundeswehr gestrafft, der Ukraine immer wieder Solidarität signalisiert und den deutschen Streitkräften selbst ihre zuletzt arg ramponierte Würde zurückgegeben. Das ist schon was. Zugleich wird der Sozialdemokrat nicht müde, der Gesellschaft mit der ebenso umstrittenen wie........

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