Als Verteidigungsminister Boris Pistorius im Januar 2023 sein Amt antrat, da versprühte er Tatkraft und Optimismus. 14 Monate später zeigt sich, wie schwer seine Aufgabe tatsächlich ist. Der Jahresbericht der Wehrbeauftragten Eva Högl ist dafür ein weiteres Indiz.

Im Beschaffungswesen hat sich manches zum Positiven verändert. Und das Sondervermögen von 100 Milliarden Euro, das zu zwei Dritteln verplant ist, reicht noch eine Weile. Beim Personal sieht die Sache anders aus, wie der Högl-Bericht erneut beweist. Die Streitkräfte tun sich schwer, Nachwuchs zu rekrutieren. Und haben sie es einmal geschafft, dann suchen über 20 Prozent der Bewerber vorzeitig das Weite. So kann es nicht weitergehen. Der SPD-Politiker muss handeln.

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Das schwedische Modell ist dabei einstweilen das Mittel der Wahl. Dort werden alle jungen Frauen und Männer gemustert. Die Geeigneten werden anschließend angesprochen. Das Modell sichert, dass die Truppe wieder näher an die Bevölkerung heranrückt. Der Nachwuchs käme nicht daran vorbei, sich mit der Landesverteidigung und dem womöglich eigenen Beitrag dazu wenigstens mal eine Weile zu beschäftigen. Zugleich würde Zwang vermieden. Er wäre bei dem herrschenden Arbeitskräftemangel ohnehin kaum durchsetzbar.

Dennoch könnte selbst das schwedische Modell politisch schon zu sehr nach Zwang aussehen. Grüne und Liberale wollen bislang keine Wehrpflicht – auch keine Wehrpflicht light. Die Sozialdemokraten dürften sich damit bei näher rückender Bundestagswahl ebenfalls schwertun. Nur: Kneifen kann der Minister nicht. Und bis nach der Bundestagswahl warten kann er eigentlich auch nicht. Für Boris Pistorius gilt in Sachen Personal jetzt das Motto: Nur die Harten kommen in den Garten.

QOSHE - Personalmangel bei der Bundeswehr: Pistorius muss handeln - Markus Decker
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Personalmangel bei der Bundeswehr: Pistorius muss handeln

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12.03.2024

Als Verteidigungsminister Boris Pistorius im Januar 2023 sein Amt antrat, da versprühte er Tatkraft und Optimismus. 14 Monate später zeigt sich, wie schwer seine Aufgabe tatsächlich ist. Der Jahresbericht der Wehrbeauftragten Eva Högl ist dafür ein weiteres Indiz.

Im Beschaffungswesen hat sich manches zum Positiven verändert. Und das Sondervermögen von 100 Milliarden Euro, das zu zwei Dritteln verplant ist, reicht noch eine........

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