„Wo aber Gefahr ist“, schrieb Friedrich Hölderlin anno 1803, „wächst das Rettende auch.“ Die Iran-Krise widerlegt den deutschen Dichter nicht: Es gibt Zeichen dafür, dass der Düsternis dieser Tage im Nahen Osten etwas unerwartet Gutes folgen könnte.

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Erste Hinweise dieser Art brachte schon die Nacht des iranischen Luftangriffs. Jordanien und Saudi-Arabien halfen hinter den Kulissen militärisch mit, die in Richtung Israel fliegenden iranischen Geschosse abzufangen. Die Vereinigten Arabischen Emirate sollen Geheimdienst­erkenntnisse über die iranischen Pläne beigesteuert haben.

Dies alles zeigt: Das Regime in Teheran ist international isoliert wie noch nie. Diese Situation gilt es zu nutzen. Der Westen, Israel und alle kooperativen arabischen Staaten sind gut beraten, jetzt eine neue Strategie gegenüber dem Iran zu entwickeln. Es ist Zeit für eine Politik, die auf möglichst unblutige Art der Herrschaft der Mullahs in Teheran ein Ende setzt.

Statt hastig irgendeine militärische „show of force“ zu planen, sollten die Israelis sich in dieser historischen Stunde mit der iranischen Opposition abstimmen. Lange genug wurden deren Hinweise und Vorschläge ignoriert. Dabei liegt der Schlüssel zur Besserung der Lage eher im Politischen als im Militärischen. Ein Regime­wechsel in Teheran hätte, auch wenn er nur über eine lange und kurvenreiche Strecke zu erreichen sein wird, dauerhafte segensreiche Effekte – nicht nur für den Nahen Osten. Damit verbunden wäre, schöne Grüße an Wladimir Putin, eine weltpolitische Schubumkehr zulasten aller Autokraten.

Was tun nach dem iranischen Luftangriff? Am 17. April empfing Premier Benjamin Netanjahu die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock zu Beratungen in Israel.

Quelle: action press

Worin soll für den Westen die strategische Alternative liegen? Die Hoffnung auf Wandel durch Handel hat sich nach 45 Jahren islamistischer Diktatur in Teheran erledigt. Auch immer neue Sanktions­beschlüsse, wie sie EU und USA gerade wieder gefasst haben, führen nicht weiter. Wenig hilfreich sind auch bloße Mahnungen zur Besonnenheit an die Adresse der neun Millionen Israelis, gegen die der Iran in der Nacht zum 14. April mehr als 300 Raketen, Marsch­flug­körper und Drohnen gleichzeitig in Gang gesetzt hat.

Irans oberster Führer Ayatollah Ali Chamenei ist ein Hassprediger, fanatisch und skrupellos zugleich. Innenpolitische Gegner lässt er reihenweise foltern und aufknüpfen. Jüdinnen und Juden haben für ihn kein Recht auf Leben. Makabrerweise posiert Chamenei auch noch mit großer Geste als moralische Instanz – während die vom Iran unterstützten Hamas-Terroristen israelische Frauen auf Pick-ups werfen, gefesselt und blutend, wie ein Stück Vieh. Ein solcher Mann ist kein Verhandlungs­partner, er ist eine Gefahr für die regelbasierte Weltordnung.

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Mitunter hilft es in der Politik schon, Ziele zu beschreiben, ohne dass man sie gleich verwirklichen kann. Ende der Achtziger­jahre ertönte in Europa der Ruf „Die Mauer muss weg“. Jetzt, im Nahen Osten, kann man mit gleicher historischer Berechtigung rufen: Der Mullah muss weg.

QOSHE - Der Mullah muss weg: Die Iran-Krise als Chance nutzen - Matthias Koch
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Der Mullah muss weg: Die Iran-Krise als Chance nutzen

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17.04.2024

„Wo aber Gefahr ist“, schrieb Friedrich Hölderlin anno 1803, „wächst das Rettende auch.“ Die Iran-Krise widerlegt den deutschen Dichter nicht: Es gibt Zeichen dafür, dass der Düsternis dieser Tage im Nahen Osten etwas unerwartet Gutes folgen könnte.

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Erste Hinweise dieser Art brachte schon die Nacht des iranischen Luftangriffs. Jordanien und Saudi-Arabien halfen hinter den Kulissen militärisch mit, die in Richtung Israel fliegenden iranischen Geschosse abzufangen. Die Vereinigten Arabischen Emirate sollen Geheimdienst­erkenntnisse über die iranischen Pläne beigesteuert haben.

Dies alles zeigt: Das Regime in Teheran ist international isoliert wie noch nie. Diese Situation gilt es zu........

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