Die „Sportschau“ ist der deutschen Fußballfans liebstes Kind. Seit Jahrzehnten laufen am Samstagabend, aktuell ab 18.30 Uhr, in der ARD die Zusammenfassungen der Bundesligaspiele. Zuletzt wurden die Sorgen um das bewährte Format größer. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) könnte den Sendetermin in Frage stellen, weil zeitgleich im Pay-TV (derzeit bei Sky) das Top-Spiel läuft. Und tatsächlich: Als die DFL die Details zum künftigen Medienrechte-Vertrag vorstellte, tauchte eine neue Option auf – die eines Formats am Samstag nur von 19.15 Uhr bis 20.15 Uhr.

Schon zuletzt hatte Sky daran mitgewirkt, Druck auf die „Sportschau“ zu machen. Charly Classen, Sportchef des Bezahlsenders, bezeichnete vor einiger Zeit eine künftige ARD-Highlight-Sendung am späteren Abend als „eindeutig besser“. Sein Argument: „Die Pay-TV-Partner finanzieren über 80 Prozent der Rechnung.“ Pro Saison erziehlt die Liga aktuell 1,1 Milliarden Euro mit den TV-Rechten. Läuft die „Sportschau“ zu einem anderen Zeitpunkt, hat Sky keine Konkurrenz zeitgleich zur eigenen Top-Spiel-Übertragung.

ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky stellte sich dagegen. Die DFL müsse wissen, „inwiefern sie die Gesellschaft auch in Zukunft an der Bundesliga teilhaben lassen will“, sagte er. DFL-Boss Steffen Merkel betonte zwar, dass es „keinen Bestandsschutz“ für bestehende Formate geben kann. Zugleich wies er darauf hin, dass die „Ausschreibung auch diesmal wieder Bewährtes beinhaltet“ – und er sprach dabei bewusst von „bewährten Sendefenstern, zum Beispiel am Samstagabend“.

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Die Liga kennt den Wert der „Sportschau“ mit immer noch durchschnittlich über 3,5 Millionen Zuschauern als Schaufenster des deutschen Fußballs also genau. Obwohl die neuen TV-Pläne auf den ersten Blick wie eine Gefahr für das Traditionsformat aussehen, hat es nichts zu befürchten – aus mehreren Gründen.

Erstens gibt es ein deutlich späteres Sendefenster im Vertrag, der im April abgeschlossen und ab der Saison 2025/2026 gelten wird, überhaupt nicht. Das ist schon der erste kleine Sieg für die „Sportschau“. Denn: Selbst ein Übertragungsstart ab 19.15 Uhr würde noch die zweite Halbzeit des Top-Spiels am Samstag betreffen. Damit wäre dem betreffenden Pay-TV-Anbieter wie derzeit Sky auch nicht geholfen. Die zeitliche Konkurrenz bliebe in Teilen weiter bestehen.

Zweitens scheint es kaum realistisch zu sein, Interessenten für den optionalen neuen, kürzeren Sendetermin zu finden. Die ARD selbst wird 75 Minuten Sendezeit weniger kaum hinnehmen. Für sie kommt das Sendefenster ab 19.15 Uhr nicht in Frage – schon um 20 Uhr läuft schließlich die noch wichtigere „Tagesschau“, es bliebe also nur eine dreiviertel Stunde für die Spielzusammenfassungen. Das Erste wird also voll auf seine gewohnte Uhrzeit setzen. Da Privatsender wie RTL und Sat.1 wenig Reiz darin sehen, eine derart kurze Sendung zu entwickeln – die zudem am Werbemarkt wenig Möglichkeiten zur Refinanzierung bietet – wird es keine ernsthafte Konkurrenz für die „Sportschau“ geben.

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Drittens zeigt sich die DFL zwar betont offen für Neues, um auch jüngere Zielgruppen anzusprechen. Mit dem zweiten Blick auf das Rechtepaket, das auch die „Sportschau“ betrifft, zeigt sich aber schon die Marschrichtung der Liga. „Die inhaltlichen Sendekonzepte sowie der wirtschaftliche Rahmen der Gebote werden darüber entscheiden, welches Szenario umgesetzt wird“, heißt es in der offiziellen Mitteilung. Daran lässt sich schon ablesen: Kein anderer Anbieter als ein öffentlich-rechtlicher Sender wird wirtschaftlich – noch dazu für das kürzere der beiden Sendefenster – mitbieten wollen. Derzeit zahlt die ARD knapp mehr als 100 Millionen Euro an die DFL – rund drei Viertel davon für die „Sportschau“-Rechte.

Bleibt es also beim alten Übertragungstermin, wird es keine Alternative zum Liebling des traditionellen deutschen Fußballfans geben. Das weiß die ARD – und das weiß auch die DFL. Und so wird die „Sportschau“ bleiben, was sie ist. Die Sorge, dass sie künftig wegfällt, ist unbegründet.

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31.01.2024

Die „Sportschau“ ist der deutschen Fußballfans liebstes Kind. Seit Jahrzehnten laufen am Samstagabend, aktuell ab 18.30 Uhr, in der ARD die Zusammenfassungen der Bundesligaspiele. Zuletzt wurden die Sorgen um das bewährte Format größer. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) könnte den Sendetermin in Frage stellen, weil zeitgleich im Pay-TV (derzeit bei Sky) das Top-Spiel läuft. Und tatsächlich: Als die DFL die Details zum künftigen Medienrechte-Vertrag vorstellte, tauchte eine neue Option auf – die eines Formats am Samstag nur von 19.15 Uhr bis 20.15 Uhr.

Schon zuletzt hatte Sky daran mitgewirkt, Druck auf die „Sportschau“ zu machen. Charly Classen, Sportchef des Bezahlsenders, bezeichnete vor einiger Zeit eine künftige ARD-Highlight-Sendung am späteren Abend als „eindeutig besser“. Sein Argument: „Die Pay-TV-Partner finanzieren über 80 Prozent der Rechnung.“ Pro Saison erziehlt die Liga aktuell 1,1 Milliarden Euro mit den TV-Rechten. Läuft die „Sportschau“ zu einem anderen Zeitpunkt, hat........

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