Hannover. Erst einen Tag nach der Panne beim Politik-Abitur hat sich Niedersachsens Kultusministerin Julia Hamburg direkt an die Schülerinnen und Schüler gewandt: Sie fühle mit ihnen, weil sie in einer ohnehin sehr belastenden Phase auch noch eine unnötige zusätzliche Stresssituation durchleben müssten. Diese Solidaritätserklärung ist gut, aber sie kommt zu spät. Hamburg hätte sich schon am Prüfungstag direkt an die Abiturienten wenden sollen. Auch ein persönlicher Auftritt vor der Presse wäre angebracht gewesen. Das erinnert an Hamburgs arg zurückhaltende Reaktion auf die Brandbriefe von zwei hannoverschen Schulen, in denen es nicht zuletzt um Gewalt und Angst ging.

Zweifellos kann das Kultusministerium nichts für einen Einbruch in Goslar. Zweifellos mussten die Mitarbeiter im Ministerium und in den Schulbehörden viele Anfragen von überforderten Schulen beantworten, hinzu kamen die Anfragen der Journalisten. Zweifellos hatte die Ministerin an diesem Tag noch andere wichtige Themen zu bearbeiten wie Gewalt an Schulen oder die Flexibilisierung der Kita-Personalstandards. Aber hier hätte Hamburg andere Prioritäten setzen müssen.

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Eigentlich ist Julia Hamburg kein Mensch, der sich vor unangenehmen Wahrheiten wegduckt. Schon früh hat sie öffentlich ausgesprochen, dass der Lehrkräftemangel in den Schulen ein Dauerproblem für die nächsten zehn Jahre sein wird. Sie schreibt regelmäßig informative Briefe an Eltern und Schüler zu den Ferien. Beim Kita-Notstand hat sie mit den Trägern und Gewerkschaften schnell ein Reformpaket ausgehandelt, das zwar auch kritisiert wird, aber zumindest den Trägern erst mal wieder die nötige Beinfreiheit gibt, um Gruppen nicht schließen zu müssen. Warum also diese seltsame Sprachlosigkeit bei den Brandbriefen der hannoverschen Brennpunktschulen und beim Pannenabitur?

HAZ

QOSHE - Die Ministerin und die Abi-Panne: Zu spät reagiert - Saskia Döhner
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Die Ministerin und die Abi-Panne: Zu spät reagiert

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13.04.2024

Hannover. Erst einen Tag nach der Panne beim Politik-Abitur hat sich Niedersachsens Kultusministerin Julia Hamburg direkt an die Schülerinnen und Schüler gewandt: Sie fühle mit ihnen, weil sie in einer ohnehin sehr belastenden Phase auch noch eine unnötige zusätzliche Stresssituation durchleben müssten. Diese Solidaritätserklärung ist gut, aber sie kommt zu spät. Hamburg hätte sich schon am Prüfungstag direkt an die Abiturienten wenden sollen. Auch ein........

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