Nun hat auch Ralf Rangnick dem FC Bayern München abgesagt und die Sorgen des deutschen Rekordmeisters weiter vergrößert. Und nachdem bereits Leverkusens Meistermacher Xabi Alonso und Bundestrainer Julian Nagelsmann lieber dort bleiben, wo sie gerade sind, stellt sich mehr und mehr die Frage: Sind die Bayern plötzlich nicht mehr attraktiv?

Zumindest für Trainer scheint der eigentlich so selbstbewusste nationale Branchenführer an Attraktivität eingebüßt zu haben. Denn aktuell gelingt es den Bayern nicht mehr, Personalentscheidungen von dieser Größenordnung in aller Ruhe – und vor allem Stille – zu treffen. Rangnick muss sich nach all den Wasserstandsmeldungen zuvor zwangsläufig als dritte Wahl vorgekommen sein. Nicht nur einem derart selbstbewussten Konzepttrainer wie Rangnick kann so etwas nicht passen. Um seine Stärken auszuspielen, muss er freie Hand haben, mehr wie ein englischer Trainer sowohl Übungsleiter als auch Manager sein.

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Beim FC Bayern hat ein Trainer diese Möglichkeiten nicht zwangsläufig. Zu meinungsstark – und aktuell unkoordiniert – agiert das Umfeld. Ehrenpräsident Uli Hoeneß beispielsweise dürfte seinem geliebten Klub mit seiner jüngsten Kritik an Noch-Trainer Thomas Tuchel im Werbeprozess um Rangnick einen Bärendienst erwiesen haben. Mit wenigen Worten hat er Tuchel zusätzlich demontiert, indem er diesem die Fähigkeit, Spieler zu entwickeln, absprach. Anschließend machte der Bayern-Patron deutlich, dass er sich auch zukünftig wieder mehr einmischen werde, obwohl der Klub in Max Eberl mittlerweile einen starken Mann im operativen Geschäft hat, der eigentlich für so etwas zuständig wäre.

Rangnick wird sehr genau wahrgenommen haben, wie die graue Eminenz der Bayern mal eben den aufgrund der beschlossenen Trennung eh bereits geschwächten Tuchel öffentlich vor einem Champions-League-Halbfinale kritisiert und entsprechende Einmischungen auch für die Zukunft prognostiziert hat. Dass Hoeneß sein Baby Bayern gegen alles verteidigt, ist klar. Die Art und Weise gilt es jedoch zu hinterfragen. Einem Cheftrainer macht diese Perspektive die Wahl pro Bayern jedenfalls nicht leichter.

Der FC Bayern sucht jetzt nach der vierten Wahl. Und wer auch immer sich auf die Mission München einlässt, wird sich dessen sehr bewusst sein müssen und sein Amt möglicherweise entsprechend geschwächt antreten. Für die Zukunft der Münchner sind das keine guten Vorzeichen. Aktuell steht das deutsche Fußball-Aushängeschild ziemlich blamiert da.

QOSHE - Der FC Bayern hat an Attraktivität verloren - Sebastian Harfst
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Der FC Bayern hat an Attraktivität verloren

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02.05.2024

Nun hat auch Ralf Rangnick dem FC Bayern München abgesagt und die Sorgen des deutschen Rekordmeisters weiter vergrößert. Und nachdem bereits Leverkusens Meistermacher Xabi Alonso und Bundestrainer Julian Nagelsmann lieber dort bleiben, wo sie gerade sind, stellt sich mehr und mehr die Frage: Sind die Bayern plötzlich nicht mehr attraktiv?

Zumindest für Trainer scheint der eigentlich so selbstbewusste nationale Branchenführer an Attraktivität eingebüßt zu haben. Denn aktuell gelingt es den Bayern nicht mehr, Personalentscheidungen von dieser Größenordnung in aller Ruhe – und vor allem Stille – zu treffen.........

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